Anthonis Mor - Bildnis der Margarete von Parma - image-1

Lot 1022 Nα

Anthonis Mor - Bildnis der Margarete von Parma

Auktion 1049 - Übersicht Köln
16.05.2015, 11:00 - Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Zeichnungen
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 173.600 € (inkl. Aufgeld)

Anthonis Mor

Bildnis der Margarete von Parma

Öl auf Holz (parkettiert). 87 x 65 cm.

Dieses Bildnis Anthonis Mors zeigt Margarete von Parma, uneheliche Tochter Karls V., Gemahlin Ottavio Farneses, des zweiten Herzogs von Parma und Piacenza, und Statthalterin der habsburgischen Niederlande. Ludwig Meyer hat, wie W. R. Valentiner und Max Friedländer zuvor, die Autorschaft Anthonis Mors bestätigt, und dabei die "eindrucksvolle Qualität dieses Damenporträts" hervorgehoben (vgl. Gutachten Ludwig Meyer 2008).
Margarete von Parma ist vor allem als Statthalterin der Niederlande bekannt, zu der sie von ihrem Halbbruder, Philipp II. von Spanien, im Jahr 1559 ernannt worden ist. Ihr Leben, das sich vor allem in Italien und den südlichen Niederlanden abspielte, wurde durch die hegemoniale Politik des Hauses Habsburgs bestimmt. Margarete war die uneheliche Tochter Kaiser Karls V. und der Flämin Johanna Maria van der Gheynst. Sie wurde vom Kaiser als Tochter anerkannt, von ihren Tanten Maria, Königin von Ungarn, sowie Margaret von Österreich erzogen. 15jährig wurde sie mit Alessandro de´ Medici, Herzog der Toskana, verheiratet, nach dessen Ermordung ein Jahr später mit Ottavio Farnese, Herzog von Parma und Piacenza, dem Enkel Papst Pauls III.
Ihre Statthalterschaft in den Niederlanden wurde überschattet durch politische und religiöse Konflikte. Nachdem Erscheinen des Herzogs von Alba beendete sie ihre Statthalterschaft, die ihr Sohn Alessandro Farnese später ebenfalls übernehmen sollte, und zog sich nach Italien zurück.
Das Bildnis der Margarete von Parma folgt dem im 16. Jahrhundert entwickelten Darstellungsmuster für das höfische Frauenbildnis, wie es Anthonis Mor und vor ihm Tizian entwickelt haben. Die Dargestellte steht, kostbar gekleidet, an einem Tisch, die Rechte hat sie auf die Tischkante gelegt, mit der Linken hält sie eine Goldkette. Es hat sich eine allseits beschnittene Kopie in der englischen königlichen Sammlung in Hampton Court erhalten, die die Dargestellte mit dem gleichen Kopfschmuck zeigt (Lorne Campbell, op. cit.). Anthonis Mor war neben Tizian der bedeutendste Bildnismaler der Habsburger. Er porträtierte immer wieder die Mitglieder des Herrschergeschlechts an den Höfen in Wien, Madrid und Brüssel und bestimmte maßgeblich die Ikonographie der Habsburger in ganz Europa. Er wurde 1519 in Utrecht geboren, ging dann nach Antwerpen und Brüssel, wo er ab 1549 für die Habsburger tätig ist. Deren Bildnisaufträge führen ihn an die Höfe nach Portugal, Spanien, Augsburg und auch nach England.

Zertifikat

Wilhelm R. Valentiner, London, 27.5.1958. - Max J. Friedländer, Amsterdam, 13.6.1958. - Ludwig Meyer, München, 10.9.2008.

Provenienz

Auktion Galerie Fischer, Luzern, 12.11.1974, Lot 2262. - Schweizer Privatsammlung. - Auktion Galerie Fischer, Luzern, 12.11.2008, Lot 1006. - Europäischer Privatbesitz.

Literaturhinweise

Loren Campbell: The Early Flemisch Pictures in the Collection of Her Majesty the Queen. Cambridge 1985, S. 100-101.