Jan Brueghel d. Ä.
Felslandschaft mit Eremit
Öl auf Kupfer. 8,5 x 12,5 cm.
Die frühe, wohl noch während Jan Brueghels Aufenthalt in Italien entstandene Landschaft zeigt einmal mehr die erstaunliche Fähigkeit dieses Malers, einen ganzen Kosmos auf kleinstem Format darzustellen.
Hauptmotiv der postkartengroßen Kupfertafel ist eine Felsenhöhle unter großen, dichtbelaubten Bäumen. Der winzige, in seiner Lektüre vertiefte Eremit gibt diesem Landschaftsbild einen zusätzlichen Inhalt und symbolische Bedeutung: Das Innenleben des Menschen und die Welt außerhalb, sie sind als zwei unterschiedliche Bereiche definiert. Die vielen Eremitendarstellungen haben für den Betrachter eine diesbezügliche tradierte Bedeutung, die fester Bestandteil der jüdisch-christlichen Überlieferung ist. Sie geht zurück auf die Wüstenerfahrung des Volkes Israel. Der Prophet Elia und auch Johannes und Jesus zogen sich zur Reflexion zurück. Später gründete dann das gesamte Mönchtum auf der Erfahrung, in der Einsamkeit Gott zu begegnen.
Demgegenüber ist der Hintergrund auf der rechten Bildhälfte der Bereich der sichtbaren, objektiven Welt. Brueghel gestaltet ihn wie eine Weltlandschaft, bei der die Welt von oben und bis weit in die Ferne zu überblicken ist. Es ist dies der klassische kompositorische Kniff des frühen Brueghel - und für Klaus Ertz das wichtigste Argument für eine Datierung noch vor dem Jahr 1600.
Das bisher nicht publizierte Bild stammt aus einer alten Schweizer Sammlung. Die Bezeichnung „Brueghel“ unten rechts ist nicht vom Künstler und somit nachträglich eingefügt.
Zertifikat
Dr. Klaus Ertz, Lingen, 7.5.2012.
Provenienz
Aus altem Schweizer Privatbesitz.