Gerbrand van den Eeckhout - Juno, Jupiter und Io - image-1

Lot 1100 Dα

Gerbrand van den Eeckhout - Juno, Jupiter und Io

Auktion 1049 - Übersicht Köln
16.05.2015, 11:00 - Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Zeichnungen
Schätzpreis: 18.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 22.320 € (inkl. Aufgeld)

Gerbrand van den Eeckhout

Juno, Jupiter und Io

Öl auf Leinwand. 40 x 31 cm.
Signiert und datiert unten rechts: G. V. Eeckhout fc./1672.

Dieses signierte und 1672 datierte Gemälde Gerbrand van den Eeckhouts zeigt eine der zahlreichen Liebschaften Jupiters, die uns Ovid in seinen Metamorphosen erzählt (I, 612-616). Sie geht, in aller Kürze, folgendermaßen: Zeus verwandelt die schöne Io, Tochter des Königs Inachos, in eine Kuh, um seine Liebschaft mit ihr vor Juno geheim zu halten. Juno aber bemerkt den Schwindel und fordert die Kuh zum Geschenk. Jupiter, um keinen Argwohn zu erregen, kann ihr das Geschenk nicht abzuschlagen. Juno lässt Io in Gestalt einer Kuh vom hundertäugigen Argus bewachen, Jupiter wiederum schickt den Götterboten Hermes, um seine Geliebte zu befreien. Dies gelingt Hermes, indem er Argus mit seinem Flötenspiel einschläfert und enthauptet. Die 100 Augen des Argus zieren fortan das Gefieder der Pfauen.

Gerbrand van den Eeckhout stellt in seinem subtil komischen Bild den Moment dar, in dem Juno das Tier als Geschenk einfordert. Sie hat sich von ihrem Wagen erhoben und matronenhaft vor ihrem Gatten aufgebaut, weist dabei mit ihrer rechten Hand auf die Kuh neben sich und blickt auf den zu ihrer Linken lagernden Jupiter. Etwas unpassend zu ihrer Haltung trägt sie ein kleines Krönchen auf ihrem Haupt, blickt verschmitzt zu Jupiter und erfreut sich an dessen Verlegenheit ob ihres Geschenkwunsches. Dem hockenden Jupiter fehlt alles Göttliche, er sitzt verunsichert da und wird gewahr, dass er die Situation nicht beherrscht. Die Szene wird von Io beobachtet, die - wie Ovid berichtet - auch als Kuh schön anzusehen sei. Der Künstler hat die Figuren in einer Dreieckskomposition angeordnet mit Juno im Bildzentrum. Warme Gold- und Ockertöne bestimmen das Kolorit des Bildes, das sich auch in anderen Werken van den Eeckhouts aus der Periode findet (vgl. etwa Jakobs Traum aus demselben Jahr; Sumowski, op. cit., Nr. 481).

Dieses Gemälde bildete mit zwei anderen Darstellungen einen kleinen Zyklus (Sumowski, op. cit., S. 743-744). Die anderen Bilder zeigen Merkur und Argus sowie Merkur überbringt Juno das Haupt des Argus, beide ebenfalls 1672 entstanden. Dieses Bild zeigt die zwei künstlerischen Bezugspunkte im Werk Gerbrand van den Eeckhouts: Zum einen die gelehrten Käufer seiner klein- und mittelformatigen Gemälde, die die - zuweilen etwas abseitigen - Themen aus der antiken Mythologie entziffern konnten. Zum anderen die Kunst Rembrandts, dessen Lieblingsschüler Gerbrand van den Eeckhout Arnold Houbrakens Schilderung nach war. So hat Sumowski darauf hingewiesen, dass der Künstler in der Figur der Juno die berühmte Darstellung der Göttin von Rembrandt (c. 1662-1665; Hammer Museum, Los Angeles) übernommen hat.

Provenienz

Slg. M. Damery. - Kunsthandlung Steinmeyer, Luzern. - Dr. Wassermann, Berlin. - Versteigerung, Berlin, 27.2.1935, Lot 215. - Dr. Florian Klöckner, Duisburg. - Sammlung Dr. Hans Pinckernelle, Hamburg. - 701. Lempertz-Auktion, Köln, 14.5.1994, Lot 385. - Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

R. Roy: Studien zu Gerbrand van den Eeckhout. Diss. Wien 1972, Wien 1972, S. 112, S. 221, Nr. 72. - Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler. Landau 1983, Bd. 2, S. 743, Nr. 482. - Eric Jan Sluiter: De "Heydense Fabulen" in Noordnederlande schilderkunst, cirka 1590-1670. Diss. Leiden, Leiden 1986, S. 55, S. 394, 550-10. - Hoogsteder & Hoogsteder: Rembrandt´s Academy. Den Haag/Zwolle 1992, S. 134-137.

Ausstellung

Rembrandt´s Academy, Hoogsteder & Hoogsteder, Den Haag, 1992.