Hendrik Kobell
Schiffe auf stürmischer See bei Gewitter
Öl auf Leinwand (doubliert). 78 x 110 cm.
Der 1751 in Rotterdam geborene Hendrik Kobell stellte sich mit seinen Seestücken bewusst in die Tradition der holländischen Marinemaler des 17. Jahrhunderts, insbesondere von Willem van de Velde und Ludolf Backhuysen. Häufig fügt er dabei in seine Kompositionen die Darstellung zeitgenössischer Schiffstypen des 18. Jahrhunderts ein, wohl auch um zu verdeutlichen, dass es sich um ein Werk der zweiten Hälfte des 18. und nicht des 17. Jahrhunderts handelt. Auch das vorliegende Gemälde stellt mit dem Anderthalbmaster, einer sogenannten Kuff (niederl. Kof oder Kofschip) einen Schiffstyp ins Zentrum der Komposition, den es in dieser Art im 17. Jahrhundert noch nicht gab. In heller Beleuchtung und mit großer Präzision wiedergegeben beeindruckt die Darstellung des Schiffes durch die zeichnerische und malerische Qualität. Ebenso virtuos ist die Wiedergabe der gischtschäumenden Wellen im Bereich der Brandung am unteren Bildrand.
Die von Kobell wiedergegebene Situation ist höchst dramatisch, womit er sich wiederum in die Tradition der Alten Meister stellt: die Schiffsbesatzungen scheinen vom Sturm überrascht und bemühen sich in aller Eile um das Einholen der Segel und die Umschiffung der gefährlichen Felsformationen; Blitze durchzucken den dunklen wolkenverhangenen Himmel. Vergleichbar dramatische Darstellungen finden sich in zwei Zeichnungen Kobells, die heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Inv. AE 1077) und im Kabinett des Frankfurter Städel (Inv. 2859) aufbewahrt werden.
Wir danken Frau Dr. Gerlinde de Beer, Hamburg, für die freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung des Gemäldes.
Provenienz
Ehemals Galerie Hermann Abels, Köln (Klebeetikett verso auf dem Keilrahmen).