Eugène Delacroix - Satyr und Nymphe (nach Peter Paul Rubens) - image-1

Lot 1217 Dα

Eugène Delacroix - Satyr und Nymphe (nach Peter Paul Rubens)

Auktion 1049 - Übersicht Köln
16.05.2015, 11:00 - Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Zeichnungen
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 89.280 € (inkl. Aufgeld)

Eugène Delacroix

Satyr und Nymphe (nach Peter Paul Rubens)

Öl auf Leinwand. 16,5 x 22 cm.

Eugène Delacroix hat sich mit keinem anderen Künstler derart intensiv beschäftigt wie mit Peter Paul Rubens, keinen öfters kopiert und keinem mehr Aufmerksamkeit in seinem Journal gewidmet. Die Kopien umfassen verschiedene Gattungen: religiöse und mythologische Historien, Bildnisse und Jagdszenen, wobei die Kopien Delacroix' immer kleiner im Format sind als die Originale von Rubens. Grundsätzlich lassen sie sich in zwei Gruppen aufteilen: in Kopien vollständiger Kompositionen und in Kopien von Details. Immer ging es Delacroix dabei um die Dynamik der Komposition oder der Einzelfigur. Dies wird auch in diesem Bild deutlich, das sich wie eine Reihe weiterer Kopien im Nachlass des Künstlers befand. Die Vorlage bildet das Historienbild „Diana beim Aufbruch zur Jagd“, das um 1615 datiert wird (216 x 178 cm, Cleveland Museum of Art, Inv.-Nr. 1959.190). Das großformatige Bild zählt damit zu einer frühen Schaffensphase von Rubens im Vergleich zu den anderen Werken, die zumeist zwischen 1620 und 1630 entstanden sind.
Delacroix hat aus dieser großformatigen mythologischen Szene den dynamischsten Ausschnitt ausgewählt: Ein Satyr bedrängt eine Nymphe aus der Entourage der Jagdgöttin und presst seinen Mund gegen ihre Wangen, um einen Kuss zu erzwingen. Die Nymphe wendet sich ab und versucht, sich aus der Umklammerung zu lösen. Delacroix isoliert die beiden Köpfe und steigert durch die kraftvollen Pinselstriche die Dynamik der Szene: Das kraftvolle Vorwärtsdrängen des Satyrs, sein Vorschieben des Kinns und das Zurückweichen der Nymphe lösen sich auf in einem expressiven Wirbel von Farben.
Delacroix hatte in Paris zahlreiche Gelegenheiten, Originale von Rubens zu sehen und zu kopieren, so etwa die großformatigen Historienbilder des Medici-Zyklus, die er mehrmals kopiert hat. Zahlreiche Rubens-Werke sah er zudem auf Reisen, etwa nach Brüssel und Antwerpen, der Geburtsstadt des flämischen Künstlers. Die „Diana“ befand sich seinerzeit in England in der Sammlung Sir Simon Clarkes in East Barnet, Herfordshire. Delacroix dürfte das Gemälde während seiner Englandreise im Jahr 1825 gesehen haben, als er auch andere in London befindliche Werke des Künstlers kopierte, etwa die Apotheose des Herzogs von Buckhingham (damals in der Sammlung des Künstlers David Wilkie) oder die Anbetung der Könige (damals Sammlung Marquis of Westminster, Grosvenor House).

Provenienz

Nachlass Eugène Delacroix', Versteigerung 17.-29.2.1864, Lot 174 (an de Bellio, für 330 fr.). - Johan Lønberg, Dänemark. - Auktion Bruun Rasmussen, Kopenhagen, 30.4.1964, Lot 1166. - Galerie Nathan, Zürich. - Sammlung Rau für UNICEF.

Literaturhinweise

Alfred Robaut: L'oeuvre complet de Eugène Delacroix. Peintures. Dessins Gravures Lithographies, Paris 1885, S. 474, Nr. 1945. - Lee Johnson: The Paintings of Eugène Delacroix. A Critical Catalogue. Oxford 1981, Bd.1, S. 15f., Nr. 18; Bd. 2, Abb. 16. - Ausst.-Kat. Rolandseck: Kunstkammer Rau. Superfranzösisch, hg. v. Oliver Kornhoff, Köln 2010, S. 108, Abb. S. 45.