Henri Cartier-Bresson
Un eunuch de la Cour Impériale de la dernière dynastie, Beijing, Chine
1948
Späterer Gelatinesilberabzug. 57,5 x 38,8 cm (60,3 x 43,8 cm). Rückseitig mit Photographenstempel. - Unten rechts fachmännisch restaurierter Riss..
Die Eunuchen des ehemaligen kaiserlichen Palastes bildeten genau die Art von Außenseitergruppe, die Cartier-Bressons Neugier weckte. […] Einer dieser Eunuchen wurde in einem Portrait verewigt. Wir sehen ihn unter einer verzierten Mauerkrone, die zu der Umfassungswand des Tempels gehören könnte, unterwürfig, asexuell, seine spitzen Ohren gerade eben sein Käppchen berührend. Scheinbar im Begriff, sich aus dem Bild hinauszubewegen, hält er inne, wie in einer Vision. Und obwohl er von einer surrealistischen perspektivischen Darstellung scharf zurücktretender Wände und den Schatten unsichtbarer Objekte umgeben ist, ist er mehr als eine theatralische „Type“, ein gekritzelte Chorfigur in einer Kostüm-Skizze: Er ist ein Individuum, aber als solches vollkommen unbegreiflich.“ (zitiert nach: Dan Hofstadter, Temperaments. Memoirs of Henri Cartier-Bresson and Other Artists, New York 2015, S. 68).
Literaturhinweise
De qui s'agit-il? Henri Cartier-Bresson, Ausst.kat. Bibliothèque nationale de France, Paris 2003, Abb. 412