Augusto Giacometti
Männerkopf (Detailstudie für die Bemalung des Hauses "Zum Rüden" in Zürich)
1920
Pastellkreide auf faserhaltigem Papier 48,2 x 42,5 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts braun betitelt 'MOTTO: DAS FARBIGE ZÜRICH'. - In der oberen rechten Ecke mit einem kleinen Fleck und einem winzigen Randausriß. Die Ecken mit Nagellöchern.
Augusto Giacometti, Onkel von Alberto und Diego, war nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule in Zürich und dem dort erworbenen Zeichenlehrerdiplom Ende der 1890er Jahre nach Paris übergesiedelt, wo er an der École Nationale des Arts Décoratifs studierte und sich an der Académie Colarossi einschrieb. Daraus resultierte wohl auch sein Interesse an der Verbindung von Kunst und Kunstgewerbe und sein Einsatz für Kunst im öffentlichen Raum. Ausgehend von der in Deutschland geführten Debatte um Bruno Taut zur Funktion der Farbe in der Architektur, die auch bis in die Schweiz vordrang, wurden Wettbewerbe in der heimischen Künstlerschaft zur Farbgestaltung öffentlicher Gebäude in Zürich ausgeschrieben. Giacometti nahm 1920 nicht nur an dem Wettbewerb zur Bemalung des Zunfthauses "Zum Rüden" teil - innerhalb dessen unser Pastell entstand -, sondern auch an dem für den Fraumünsterkreuzgang 1921 und an jenem für die Vorhalle des Amtshauses I im Jahr 1922, wobei er jeweils den 4., den 2. und den 1. Platz gewann. Das Motto "Das farbige Zürich" geht möglicherweise auf Giacometti selbst zurück. (s. Beat Stutzer/Lutz Windhöfel, op.cit., S. 55). Giacometti, der sich in gewisser Weise im Wettstreit mit Ferdinand Hodler sah, galt Ende der 1930er Jahre als "ranghöchster Offizialkünstler der Eidgenossenschaft" (ebenda, S. 58). Sein symbolistischer Stil verzichtet in der Regel auf zeichnerische Elemente und schwelgt in reinen, teils gegenstandsgebundenen, teils gegenstandsfreien Farbwerten.
Zertifikat
Die Arbeit ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft mit der Nr. 52'639 registriert und mit Archivauszug vom 8. Juni 1984 von Hansjakob Diggelmann und Paul Müller als authentisches Werk bestätigt.
Provenienz
Galerie Klopfer, Zürich; Privatsammlung Liechtenstein
Literaturhinweise
Erwin Poeschel, Augusto Giacometti, Zürich/Leipzig 1928, S. 57, Abb. Nr. 31; Beat Stutzer/Lutz Windhöfel, Augusto Giacometti. Leben und Werk, Chur 1991, S. 54 ff.