Francis Picabia
Sans titre
Um 1930-1932
Kohlezeichnung mit Pastell und Bleistift auf Büttenpapier mit [nicht identifiziertem] Wasserzeichen 36 x 31,9 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts signiert 'Francis Picabia'. - Altersbedingte Bräunung im Passepartout-Ausschnitt mit schmalem Lichtrand; ein paar dünne Stellen im Papier; ein keilförmiger Einriss in der Darstellung fachmännisch geschlossen.
Das Oeuvre Francis Picabias war einem steten stilistischen und inhaltlichen Wandel unterworfen. Der gefeierte Avantgardist und Dadaist brach in seinem späteren Werk mit der Moderne und wandte sich dem Realismus zu. Anfang der 1930er Jahre arbeitete er mit einer Motivik, die er der antiken und christlichen Kunst entlehnte, und einer stark vereinfachten, reduzierten Bildsprache. „Es geht aus der Traumlandschaft unvermittelt ins karge Gebirge, mit groben ländlichen Szenen, Schauplätzen des Klassizismus und anderer vergangener Epochen. Picabia lässt den Bildern, die bis 1935 entstehen, gewissermaßen nur die Konturen einer einzigen Folie der Transparenz, und er verstärkt sie so sehr zu schwarzen Umrisslinien, dass man an Bleifugen von Kirchenfenstern denken muss.“ (Roberto Ohrt, in: Zdenek Felix (Hg.), Ausst. Kat. Francis Picabia, Das Spätwerk 1933-1953, Hamburg/Rotterdam 1997, S. 11). Die vorliegende Zeichnung kann als beispielhaft für diese stilistische Phase gelten. Das Blatt steht offenbar in engem Zusammenhang mit dem Gemälde „Deux têtes" von 1934 (Musée du Petit Palais, Genf; vgl. Ausst. Kat. Francis Picabia, op. cit., S. 37 mit Farbabb.). In der Zeichnung geben die Vehemenz der Konturlinien und der enge Bildausschnitt dem erotisch aufgeladene Motiv eine außerordentliche Intensität.
Zertifikat
Mit einer Foto-Expertise von Pierre Calte, Comité Picabia, Paris, vom 17. November 2014; das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Catalogue Raisonné des Werkes von Francis Picabia aufgenommen.
Mit einer undatierten älteren Fotobestätigung von Olga Picabia, der Witwe des Künstlers.
Provenienz
Galerie Thomas Levy, Hamburg; rheinische Privatsammlung