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Lot 294 Dα

George Grosz - Ecce Homo

Auktion 1051 - Übersicht Köln
29.05.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 22.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 24.800 € (inkl. Aufgeld)

George Grosz

Ecce Homo
1922/1923

Mappenwerk mit 11 (von 16) Farboffsets nach Aquarellen sowie 67 (von 84) Offset-Drucken nach Federzeichnungen. Jeweils mit geprägter Randpressung auf leicht gelblichem Velin, die Motive unten links im Druck römisch bzw. arabisch durchnummeriert. Lose beiliegend Titelblatt mit Impressum und Inhaltsverzeichnis, jeweils doppelseitig bedruckt Je 30 x 21,4 cm bzw. 21,4 x 30 cm Plattenrandprägung (bis zu ca. 35,8 x 26,6 cm bzw. 26,5 x 35,9 cm) Die Reproduktionen sämtlich unten rechts im Plattenrand mit Bleistift signiert. Im Impressum unter dem von Grosz entworfenen Signet des Malik-Verlages handschriftlich mit rotem Stift nummeriert und bezeichnet "a 6". Ausgabe A auf diesem Papier, eines von 50 Exemplaren der (als römisch "L" beschriebenen) Vorzugsausgabe. - Original-Kastenmappe beiliegend. Mit feiner chamoisfarbener Seide bezogener Karton mit Titel "George Grosz/ ECCE HOMO" in ausgesparten Lettern auf Goldprägung. 38,9 x 28,5 x 4,5 cm. Druck und Reproduktion Kunstanstalt Dr. Selle & Co. A.-G., Berlin. Edition Der Malik-Verlag Berlin 1923. - Die Blätter mit vereinzelten kleineren Randmängeln, teils fachmännisch restauriert. - Die Kassette mit Erhaltungsmängeln (Feuchtigkeitsschäden, u.a. mit Wasserrändern, die Textilbespannung stellenweise verfärbt, die Ecken bestossen).

"Ecce Homo", in den Wochen des Jahreswechsels 1922/1923 im Malik Verlag in 5 verschiedenen Ausgaben ediert, ist ein zusammengestelltes Kompendium des zeichnerischen Werks der Jahre 1915-1922, zeitkritisch, gesellschaftskritisch, bissig und satirisch. Die hohe Gesamtauflage der in sorgfältigem Reproduktionsverfahren vervielfältigten Aquarelle und Zeichnungen (10 000 Exemplare) sollte eine massenhafte Verbreitung garantieren. Wie Alexander Dückers hervorhebt, ist bei George Grosz das zeichnerische Werk vom druckgraphischen kaum zu trennen, es ist geradezu charakteristisch, daß der Künstler nach eigenem "undogmatischen" Verständnis nach 1918 "nahezu ausschließlich Fotolithographien und Offsetdrucke nach Zeichnungen, also Reproduktionsgraphik" veröffentlichte (A. Dückers). Das angebotene Exemplar von "Ecce Homo" mit der signierten, fast vollständigen Folge, ist eine der heute extrem seltenen Mappen der limitierten Vorzugsausgabe. Sie fand sich nach Kriegsende 1945/1946 in ramponierter Verfassung auf dem Berliner Schwarzmarkt und wurde von einem aufmerksamen Sammler nach der Befreiung entdeckt und im Tauschgeschäft erworben.
Dem Künstler und den Verlegern Julian Gumperz und Wieland Herzfelde wurde 1923/1924 der Prozeß gemacht, da "Ecce Homo" etliche Blätter enthielt, die "das Scham- und Sittlichkeitsgefühl eines normal empfindenden Menschen in geschlechtlicher Beziehung" verletzten - so die Anklage. "Den Antrag des Staatsanwalts auf Einziehung und Vernichtung der ganzen 'Ecce Homo'-Mappe trat das Gericht jedoch nicht bei. Es vefügte lediglich, daß von den 84 Zeichnungen 17, von den 16 Aquarellreproduktionen fünf aus dem Werk zu entfernen seien." (Vossische Zeitung, 17.2.1924, zitiert bei Alexander Dückers, George Grosz, Das druckgraphische Werk, Berlin 1979, S. 210; s. auch Rosamunde Neugebauer, Zur öffentlichen Wirkung: Ecce homo - "grob unzüchtig, Der Ecce homo-Prozeß, in: op. cit. S. 111). Einige der inkriminierten, beschlagnahmten Blätter fehlen auch in dieser Folge, aber nicht alle. Zu ihnen gehört u.a. "Friedrichstrasse".

Werkverzeichnis

Dückers S I, Ausgabe A (von D) mit den Blättern: I; II; VI - XII; XIV; XVI; 1; 2; 4 - 8; 10; 12- 27; 29; 31 - 35; 37; 39 - 41; 43; 46; 47; 49 - 59; 61 - 63; 65; 66; 68; 69; 71 - 74; 76; 77; 79 - 84

Provenienz

Unmittelbar nach Kriegsende in Berlin erworben (ca. 1945), seitdem in Familienbesitz

Literaturhinweise

Wieland Herzfelde (Einführung), Der Malik-Verlag, 1916-1947, Ausst. Kat. Deutsche Akademie der Künste Berlin, Berlin (Ost) 1966, Kat. Nr. 59; Lothar Lang, George-Grosz-Bibliographie, in: Marginalien, Zeitschrfit für Buchkunst und Bibliophilie, 30. Heft, Juli 1968, S. 1 ff, Nr. 38; Rosamunde Neugebauer, Georges Grosz, Macht und Ohnmacht satirischer Kunst. Die Graphikfolgen "Gott mit uns", Ecce Homo und Hintergrund, Berlin 1993, S. 81 ff.