Paul Adolf Seehaus - Segelboot vor Brücke - image-1

Lot 400 Dα

Paul Adolf Seehaus - Segelboot vor Brücke

Auktion 1051 - Übersicht Köln
29.05.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 59.520 € (inkl. Aufgeld)

Paul Adolf Seehaus

Segelboot vor Brücke
1913

Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen 53,4 x 42,1 cm Gerahmt. Unten links schwarz monogrammiert und datiert 'PAS 13'. - Vereinzelt mit leichtem Craquelé und minimalem Oberflächenberieb.

Paul Adolf Seehaus gehörte zum engeren Zirkel der "Rheinischen Expressionisten" um August Macke, dem er seit 1910 - in derselben Heimatstadt Bonn aufgewachsen - freundschaftlich und künsterlisch verbunden war. Macke hatte den angehenden Kunsthistoriker in die gleichnamige Ausstellung 1913 bei Cohen geholt, auch im Ersten Deutschen Herbstsalon in Berlin war Seehaus, gerade einmal 22-jährig, vertreten. Das malerische Werk des 1919 früh verstorbenen jungen Mannes ist heute in seinem Umfang weitgehend unbekannt, es blieb der Öffentlichkeit entzogen. Paul Ortwin Rave, ein Jugendfreund, würdigte Seehaus mit einer erstmaligen Werkübersicht 1925 (Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Bd. 2, 1925, S. 181 ff.) und leitete seinen Aufsatz ein mit den Zeilen: "Den Malern einer neuen Bildgesinnung, die Deutschland in den unheilvollen Kriegsjahren verlor, einem Franz Marc und August Macke, reiht sich Seehaus ebenbürtig an. Jung und voller Lebensgefühl eines neuen, an seine Aufgabe glaubenden Geschlechts, gegen Erstarrtes und Vorgestriges eine andere, ihre Welt aufbauend - in solchem Beginn ihrer Blüte sank einer nach dem anderen dahin. Als Letzter - der Lärm der Kriegswirren war kaum verklungen - starb Seehaus." Mit "Segelboot vor Brücke" liegt ein für den Künstler bedeutendes Werk aus Privatbesitz vor, das bei Rave nicht verzeichnet ist - aus dem ehemaligen privaten Umfeld des Künstlers stammend, ist es eines der seltenen Gemälde des Oeuvres, die überhaupt auf den Markt gelangen.
Seehaus, überaus naturverbunden, war vor allem ein intensiver Landschafter. In seiner Malerei durfte das Element des Wassers meist nicht fehlen, Flüsse, felsige Küsten, ziehende Schiffe und Boote faszinierten den Segler nachhaltig, Rave sprach vom "Landschaftslyriker". In der vorliegenden abstrakten Komposition gehen einzelne Motive wie Boot, Brücke, Ufer und Hügel eine unlösbare Verbindung ein mit dem neuen, formal-abstrakten Gestaltungswillen des Künstlers. In wenigen Jahren, seit dem einschneidenden Erlebnis der Sonderbundausstellung 1912 und unter der wegweisenden Ägide August Mackes, hatte Seehaus die Tendenzen der neuen künstlerischen Internationale begeistert rezipiert und auf seine Weise zu verarbeiten gesucht. Vom Motiv ausgehend, entwickelt er im vorliegenden Werkbeispiel aus der Gegenstandsform den abstrakt-räumlichen Bildaufbau und setzt eine leuchtende, prismenhafte Farbigkeit à la Delaunay ein. Die verschiedenen Farben bündeln sich dabei optisch in der leuchtenden Helligkeit weisser Flächenabschnitte, hier im reinen Weiß der Segel. Man spürt das künstlerische Anliegen, das ihn in diesem entscheidenden Jahr, 1913, mit dem Freund August Macke verbindet.

Werkverzeichnis

Dering G 15

Provenienz

Aus dem Nachlaß des Künstlers; süddeutscher Privatbesitz

Literaturhinweise

Peter Dering, Paul Adolf Seehaus (1891-1919), Leben und Werk, Bonn 2004, S. 55 mit Abb. S. 54