Thomas Struth - Hilo Street, Jiyu Gaoka, Tokyo - image-1

Lot 561 D

Thomas Struth - Hilo Street, Jiyu Gaoka, Tokyo

Auktion 1052 - Übersicht Köln
30.05.2015, 11:30 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 44.640 € (inkl. Aufgeld)

Thomas Struth

Hilo Street, Jiyu Gaoka, Tokyo
2003

C-Print unter Plexiglas (Diasec). 140,4 x 182,9 cm (183 x 223,6 cm Rahmenmaß). In Künstlerrahmen. Rückseitig signiert, datiert, betitelt und nummeriert. Exemplar 2/10.

"Für ihn [Struth, Anm.] sind Fotos von Gesichtern, Fassaden und Gegenständen, die uns im Alltag umgeben, ein Mittel, um grundlegende Wahrheiten über uns und unser Leben, die vom häufig restaurierten Schein verdeckt werden, zu ergründen. Ein gutes Beispiel hierfür sind seine Aufnahmen von leeren Straßen in Großstädten in aller Welt. Die fotografische Komposition urbaner Landschaften thematisiert die tatsächliche und symbolische Ersetzung des Menschen durch Gebäude und Autos. Die Leere, die durch die Abwesenheit von Menschen und von zwischenmenschlichen Begegnungen in belebten Vierteln zurückbleibt, wird mit verwaisten Straßen gefüllt, die lediglich Wolkenkratzer, mehr oder minder vernachlässigte Wohnblocks, Villen und Maschinen miteinander verbinden. […] Aus Struths vergleichender Perspektive stehen die Leere und Entfremdung, die er in seinen Stadtlandschaften aus verschiedenen Ländern und Kontinenten projiziert, für die Entmenschlichung des Lebens, die durch die zunehmend globalen Ausmaße von Urbanisation und Technik hervorgerufen wird. […] Struths eigenem Bekunden zufolge besteht sein Anliegen darin, das kollektive Unterbewusstsein zu fotografieren (um das berühmte Schlagwort Benjamins aufzugreifen), gleichzeitig zeigt er aber auch dessen Ausdruck in der Anordnung, den Strukturen, Stilen und der Anhäufung ungeplanter und bisweilen schäbiger urbaner Konfigurationen und deren Wirkung auf das Alltagsleben der Bewohner. Somit dienen Struths Fotografien als bezwingende Verbindung vom sichtbaren Schein zum unsichtbaren Inneren, von der ersten flüchtigen Wahrnehmung zum reflexiven Eintauchen in den Sinn unserer gewöhnlichen urbanen visuellen Erfahrung. Unsere anfängliche Verstörung ob der Abwesenheit menschlicher Figuren auf diesen Fotografien legt die Vermutung nahe, dass sie als menschliche Wesen im eigentlichen Sinne auch dann nicht präsent sind, wenn diese verwaisten Straßen nach den frühen Morgenstunden (in denen wohl einige Bilder entstanden) von lärmenden Autos und hastenden Passanten bevölkert sind." (zit. nach: Ruth HaCohen und Yaron Ezrahi, In Räumen denken: Thomas Struths Poetik der Enthüllung, in: Annette Kruszynski u.a. (Hg.), Thomas Struth. Fotografien 1978 - 2010, Ausst.kat. Kunsthaus Zürich u.a., München 2010, S. 178f).

Zertifikat

Mit beiliegendem Photozertifikat des Künstlers vom 26.03.2015