Lot 1128 D α

Italienische Barockschatulle

Auktion 1056 - Übersicht Köln
13.11.2015, 14:30 - Porzellan, Keramik, Möbel, Bronzen, Teppiche
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €

Italienische Barockschatulle

Ebenholz auf Nuss, vergoldete Bronzeapplikationen, geschliffene Halbedelsteine, roter Samt. Auf quadratischem Umriss und vier grotesken Bronzefüßen kubischer Körper mit flachpyramidalem Klappdeckel. Dekoriert mit Flammleisten, goldenen Profilen, plastischen Früchten aus Karneol, Quartz, Jaspis und Amethysten, mit Laubwerk aus Bronze, darin ein Salmander. Auf den Ecken des Deckels vier Karneolscheiben in Bronzekartuschen. Einige Abbrüche und Holzrisse, zwei Medaillons auf den Ecken des Deckels und der Schlüssel verloren. H 19,5, B 25,8, T 25 cm.
Wohl Florenz, 18. Jh.

Die Verzierungen von Hartsteinpaneelen mit plastischem Früchtedekor aus Halbedelsteinen ist mit großer Sicherheit eine florentinische Erfindung, perfektioniert wurde diese Techik aber von abgeworbenen italienischen Steinschneidern in der Manufacture des Gobelins in Paris. Einige dieser sehr ausgefallenen Arbeiten wurden von Ebenisten wie Martin Carlin und Adam Weisweiler in Zweitverwendung auf höfische Kommoden der 1770 bis 1780er Jahre appliziert und manchmal auch zusammen mit Bildplatten aus der Galleria dei Lavori in Florenz kombiniert. Über 100 Jahre galten diese prachtvollen Steinreliefs als besondere Kostbarkeiten, die zunehmende Beliebtheit der Grand tour förderte ihre Produktion und ihre Verbreitung über Europa. Um ihre Farbigkeit und Plastizität besonders zur Wirkung kommen zu lassen, wurden sie traditionell auf einen schwarzen Fond aufgelegt und auch mit vergoldeten Bronzeauflagen veredelt.

Literaturhinweise

Vgl. die Kästen aus den florentinischen Botteghe Granducali nach den Entwürfen von Gian Battista Foggini im Kat. Bronzi Decorative in Italia, Milano 2001, N. 29.
Zu den Arbeiten aus Gobelins s. Koeppe/Giusti, Art of the Royal Court, New York 2008, Nr. 132 f.
S.a. Giusti, Pietra Dura, München 2005, S. 150 ff.