Hans Memling, Nachfolge - Madonna mit Kind und musizierendem Engel - image-1

Lot 1404 Dα

Hans Memling, Nachfolge - Madonna mit Kind und musizierendem Engel

Auktion 1057 - Übersicht Köln
14.11.2015, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister und des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 334.800 € (inkl. Aufgeld)

Hans Memling, Nachfolge

Madonna mit Kind und musizierendem Engel

Öl auf Holz (parkettiert). 63 x 44,4 cm.

Mehrere Darstellungen von Hans Memlings „Thronende Madonna mit Kind unter einem Baldachin und musizierende Engel“ sind überliefert. Am eindrucksvollsten dürfte das sogenannte „Johannesaltärchen“ im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv. Nr. 939) sein, das um 1480 datiert wird. Offensichtlich hat die Komposition unter den Memling-Kunden Gefallen gefunden, denn der Meister wiederholte sie mit nur wenigen Änderungen noch zwei Mal. Die Fassung in der National Gallery in Washington (Inv. Nr. 1937-1.41) wird um 1485/90 datiert, während die dritte Version, das sogenannte Pagagnotti-Triptychon, heute aufgeteilt ist: das Mittelstück befindet sich in den Uffizien in Florenz (Inv. Nr. 1024) und die Flügel in der National Gallery in London (Inv. Nr. NG747). Diese dritte Version wird um 1490/92 datiert. Nach dem Tode Memlings im Jahre 1494 scheint das Bildmotiv weiterhin von Interesse gewesen zu sein. Denn der Nachfolge Memlings wird die um 1499/1509 datierte Darstellung „Madonna mit Kind, musizierendem Engel und Abt Christiaan de Hondt“ in Paris (Petit Palais, Inv. Nr. 2530) zugeschrieben sowie unsere Tafel, die um die gleiche Zeit entstanden sein dürfte.
Der Überlieferung aus der Literatur des 19. Jahrhunderts nach befand sich unsere Tafel im Oratorium von Kaiser Karl V. in Yuste. Später gelangte sie in den Besitz des französischen Königs Louis Philippe. Etwas kleiner als die Wiener Mitteltafel, entspricht sie dieser in ihrem Aufbau. Die heiligen Figuren befinden sich unter dem Arkadenbogen einer Galerie im eleganten Stil der italienischen Renaissance, der sich im Hintergrund zur Landschaft öffnet. Auf der linken Seite des Thrones kniet ein Engel und bietet dem Christkind einen Apfel an. Links und rechts umrahmen Marmorsäulen die Komposition. Auf ihren Kapitellen halten jeweils zwei Putten eine Früchtegirlande, assistiert von zwei Engeln in der Mitte des Bogens. Der auffallendste Unterschied unserer Tafel zu den anderen Versionen liegt darin, dass auf der rechten Seite des Thrones eine Figur fehlt. Dies dürfte ein Hinweis dafür sein, dass das Gemälde zunächst nicht für einen bestimmten Auftraggeber, sondern auf Vorrat hin ausgeführt wurde. Das Porträt eines potenziellen Käufers konnte dann leicht hinzugefügt werden.

Provenienz

Yuste, Oratorium von Kaiser Karl V. - König Louis-Philippe von Frankreich. - Dessen Versteigerung, London, 2.-21.5.1853, Lot 184. - Galerie Robert Finck, Brüssel 1963. - Rheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Tableaux de la Galerie Espagnole exposés dans le Musée Royal, Paris 1838, Nr. 416 (als Schule von Van Eyck).

Ausstellung

Paris, Musée du Louvre, Galerie Espagnole, 1838 -1848, Nr. 416.