Lot 1515 D α

Joachim von Sandrart - Porträt einer Dame als Heilige Cäcilie

Auktion 1057 - Übersicht Köln
14.11.2015, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister und des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €

Joachim von Sandrart

Porträt einer Dame als Heilige Cäcilie

Öl auf Leinwand. 103 x 82 cm.

Dieses wunderbare Gemälde, eine Dame als Heilige Cäcilie darstellend und als Halbfigur aus dem Bild herausschauend, wurde früher Gerard de Lairesse zugeschrieben. Kürzlich erfolgte durch Peter van den Brink allerdings eine weitaus überzeugendere Zuordnung an Joachim von Sandrart. Van den Brinks Argumente stützen sich vor allem auf den stilistischen Vergleich mit dessen berühmten Monatsbildern für den Bayerischen Herzog Maximilian I, die er in den Jahren 1642-44 ausführte und den Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere darstellen. Nicht zu übersehen sind die kompositorischen Übereinstimmungen, bei denen sich die Halbfigur dem Betrachter zuwendet, der nahe Bildausschnitt, der nur einen kleinen Ausschnitt des Hintergrundes erlaubt, und die sehr ähnliche Farbpalette. Besonders auffällig sind die Parallelen zu den Allegorien der Monate Januar, Mai, Juli und September. Dennoch meint van den Brink, dass das Gemälde nicht in München, sondern kurz nach seiner Rückkehr in Amsterdam 1644 entstanden sein dürfte.
Nach einer ersten Ausbildung als Druckgraphiker bei Peter Isselburg in Nürnberg und danach bei Aegidius Sadeler in Prag hielt sich Sandrart zwischen 1624/ 25 in der Werkstatt von Gerard Honthorst in Utrecht auf. 1627 lernte er Rubens kennen. Nach einem längeren Aufenthalt in London startete er 1629 seine Grand Tour nach Italien um sich 1632 in Rom niederzulassen und dort acht Jahre zu bleiben. Danach zog er ins wohlhabende Amsterdam, wo er bald großes Ansehen als ein begabter, intellektueller und gut vernetzter Künstler errang. Zu seinen Auftraggebern gehörte auch die einflussreiche Familie Bicker. Van den Brink meint, dass unsere Cäcilie die schöne Alida Bicker darstellen könnte.

Zertifikat

Peter van den Brink, Aachen.

Provenienz

Nagel, Stuttgart, 17./18.3.2005, Lot 508 (als niederländischer Meister um 1690)

Literaturhinweise

Zitierte Literatur: Ch. Klemm: Joachim von Sandrart. Kunstwerke und Lebenslauf, Berlin 1986.