Lot 1654 Dα

Alois Schönn ließ sich 1841/42 zunächst als Graveur ausbilden. Er nahm privaten Malunterricht bei Leander Russ, der besonders bekannt wurde durch die von seiner Orientreise inspirierten Gemälde. Schönn schloss das Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien an, zu seinen dortigen Lehrmeistern zählte auch der Historienmaler und Nazarener Joseph von Führich. 1848 nahm er am Italienfeldzug teil, wobei seine ersten Schlachtenbilder entstanden.
Schönn lebte und arbeitete in den Jahren 1850/51 in Paris, wo er sich vorrangig mit dem Oeuvre Vernets befasste. 1851 reiste er nach Afrika, es folgten Studienreisen nach Ungarn, Siebenbürgen, Galizien, Dalmatien, Tunis und Italien. Das vorliegende Gemälde entstand nach seinen Italienreisen. Es vereint Schönns Talent eines hervorragenden Vedutenmalers mit seiner Gabe, kleinste Ereignisse und kürzeste Momente einzufangen und diese detailliert und in ihrer natürlichen Schönheit wiederzugeben. Inmitten der alten Gemäuer der Lagunenstadt Chioggia hat der werktägliche Markt begonnen. Unter den Rufen zweier Marktschreier, die ihre Waren lauthals anpreisen, wiegt ein Händler einen Fisch, näht ein Fischer seine Netze und feilschen Kunden um den Preis. Durch zahlreiche Elemente wird die ereignisreiche Komposition, die wie eine Momentaufnahme erscheint, durch diverse kleine Nebengeschehen verlebendigt. Der genüsslich Pfeife rauchende Händler, die kleine Tochter der Bettlerin, die über den Schoß der Mutter hinweg nach Strohhalmen am Boden greift, und das kleine Mädchen, das etwas unsicher dem streunenden Hund gegenüber tritt - sie alle sind nicht lediglich Staffagefiguren, sondern ein wesentlicher Bestandteil einer lebendig wirkenden Marktszenerie.