Joyce Baronio
Ohne Titel (aus der Serie: 42nd Street Studio)
1980
Gelatinesilberabzug. 44,4 x 31,4 cm (50,5 x 40,5 cm). Rückseitig mit Bleistift datiert und mit Photographenstempel.
Mit ihrer Serie „42nd Street Studio“ erlangte die von Walker Evans in Yale photographisch ausgebildete Joyce Baronio 1980 schlagartig internationale Beachtung. Vier Jahre lang hatte sie im New Yorker Rotlichtviertel rund um den Times Square in Sexshows auftretende Frauen und Männer photographiert. Dabei interessierte sie sich im Gegensatz zu anderen Photographen nicht für die schäbige, anrüchige Seite des Sexindustrie, sondern für die Menschen hinter den Posen. Entsprechend lichtete sie die Portraitierten nicht in ihrem dämmrigen Arbeitsumfeld ab, sondern in einem eigens dafür angemieteten Studio, und zwar gut ausgeleuchtet vor einem Fenster stehend: „I simply thought of the performers as people and I wanted to see what would happen if I shot them in bright natural sunlight, literally in a new light.” Diesem Ansatz entsprechend ist Baronios Blick kein voyeuristischer, entbehren ihre Aufnahmen jeder plumpen pornographischen Ästhetik und unterstreichen stattdessen die Individualität, Schönheit und Verletzlichkeit der Dargestellten. Das Buch „42nd Street Studio“, in dem Baronio 1980 Aufnahmen aus ihrer Serie publizierte, gewann den Award for Excellence des American Institute of Graphic Arts; 2005 wurde eine der Photographien (Lot 156) als Titelbild für „The Oxford Companion to the Photograph“ ausgewählt.
Provenienz
Galerie Paule Pia, Antwerpen
Literaturhinweise
Joyce Baronio, 42nd Street Studio, München 1980, o.S. mit Abb.