Otto Dix - Landschaft bei Zimmerbach mit Bruderkapelle (Munstertal) - image-1

Lot 327 D

Otto Dix - Landschaft bei Zimmerbach mit Bruderkapelle (Munstertal)

Auktion 1023 - Übersicht Köln
26.11.2013, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €

Otto Dix

Landschaft bei Zimmerbach mit Bruderkapelle (Munstertal)
1945

Öl und Tempera 67,7 x 84,9 cm Dix 45

Öl und Tempera auf Holz 67,7 x 84,9 cm, gerahmt. Unten rechts mit dem Künstlersignum versehen und datiert '45'. - Sehr guter, originaler Zustand.

Nicht bei Löffler
Mit einem Gutachten von Rainer Beck, Coswig, vom 10. August 2013. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde von Otto Dix aufgenommen.

Wir danken Rainer Pfefferkorn, Otto-Dix-Stiftung, für freundliche Angaben. Das Gemälde wird im Archiv unter der vorläufigen Nr. 1945/24 geführt.

Provenienz
Geschenk des Künstlers an den Vorbesitzer (1945); seitdem in Familienbesitz, Frankreich

Literatur
vgl. Catherine Teissier (Hrsg.), Otto Dix, Lettres et dessins, Mons 2010, S. 175-180

Es handelt sich um ein typisches Werk aus Otto Dix' Zeit der Kriegsgefangenschaft im Elsass. Von April 1945 bis Februar 1946 war er im Kriegsgefangenenlager in Logelbach untergebracht. Der Colmarer Maler Robert Gall, mit dem er sich dort angefreundet hatte, besorgte dem Künstler schon bald Arbeiten außerhalb des Lagers. So verrichtete er nicht nur Gärtnerarbeiten, sondern erhielt von wenigen ortsansässigen Familien auch Aufträge als Maler, die er in Galls Atelier ausführen konnte. Dix malte in dieser Zeit nicht nur die von ihm geliebte, romantische Landschaft des Elsass mit den Vogesen (Löffler 1945/6 bis 9), sondern unter anderem auch Portraits (Löffler 1945/4; 1946/9 und 10), ein Ecce-homo-Bild (Lempertz, Köln, Moderne Kunst, Auktion 896, 29.11.2006, lot 78), einen Christuskopf (Löffler 1946/3) wie auch ein bedeutendes Triptychon mit der Muttergottes und den Heiligen Petrus und Paulus (Löffler 1945/1a) für die anderen Kriegsgefangenen (vgl. Catherine Teissier (Hrsg.), Otto Dix, op. cit., S. 176 ff. und Löffler, S. 57).
Das hier vorliegende Gemälde weist einen mehrschichtigen Auftrag mit Öl- und Temperafarben über einer Unterzeichnung aus Kohle auf. Im Vergleich zu den mit spitzem Pinsel gemalten früheren Landschaften in Lasurtechnik ist die vorliegende Arbeit spontaner, unmittelbarer und eher auf Farbklänge als auf einen spannenden Hell-Dunkel-Kontrast abzielend. Es leitet somit in Dix' spätexpressionistisches Spätwerk über.
Das Bild zeigt im linken Vordergrund die vermutlich auf Paul Vuillemin (1913-1967) verweisende Bruderkapelle bei Zimmerbach im Munstertal. Im Hintergrund blickt man auf den Berg Hohneck an der Grenze von Elsass und Lothringen. Auf Grund des engagierten und mutigen Vorgehens des lokal bekannten Priesters und Widerständlers Vuillemin wurde die Kapelle zum Symbol des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime. Wenige Monate bevor Dix in Logelbach eintraf, war Vuillemin im Munstertal von der Geheimen Feldgendarmerie verhaftet und inhaftiert worden. Es ist davon auszugehen, dass Dix das Wirken und Schicksal des Priesters bekannt war. In diesem Sinne ist das Bild vermutlich nicht nur als Landschaft, sondern auch sinnbildlich als Mahnmal des Moralisten Dix zu verstehen.

Werkverzeichnis

Nicht bei Löffler oder eventuell Löffler 1945/9 (E

Zertifikat

Wir danken Rainer Pfefferkorn, , für freundliche Angaben. Das Gemälde wird im Archiv unter der vorläufigen Nr. 1945/24 geführt.

Provenienz

Geschenk des Künstlers an den Vorbesitzer (seit 1945, als Dix als Kriegsgefangener im Elsass untergebracht war); seitdem in Familienbesitz, Frankreich

Literaturhinweise

vgl. Catherine Teissier (Hrsg.), Otto Dix, Lettres et dessins, Mons 2010