August Sander - Coellen aus Rand und Band em Jahr 1929 - image-1

Lot 41 D

August Sander - Coellen aus Rand und Band em Jahr 1929

Auktion 1058 - Übersicht Köln
27.11.2015, 14:30 - Photographie
Schätzpreis: 4.000 € - 6.000 €
Ergebnis: 5.208 € (inkl. Aufgeld)

August Sander

Coellen aus Rand und Band em Jahr 1929
1929

Vintage, Gelatinesilberabzug. 16,2 x 21 cm. Nachträglich an drei Kanten mit Büttenrandschere beschnitten und auf Karton aufgezogen, dort von der Mutter Inge Jansens mit Kugelschreiber bezeichnet.

Die Photographien August Sanders, die nachfolgend zum Aufruf kommen, stammen sämtlich aus dem Nachlass von Inge Jansen (1933 – 2007). Sie war zwischen 1953 und 1955 als Auszubildende und Assistentin des Photographen in Kuchhausen tätig und erhielt hier, so vermerkt es das von ihrem Lehrmeister ausgestellte Zeugnis, „Einblick in die schöpferische Photographie“. Zu dem Konvolut, das August Sander seiner geschätzten Schülerin, der er „aussichtsreiche Möglichkeiten in der Photographie“ attestierte, übereignete, gehören einige seiner populärsten Landschaftsaufnahmen, darunter die Motive Das Siebengebirge: Blick vom Rolandsbogen aus dem Jahr 1929/30 (Lot 47), Drachenfels und Rheintal, entstanden vor 1935 (Lot 46) und der Blick auf das Siebengebirge vom Victoriaberg bei Remagen von 1930 (Lot 48). Doch auch ein bislang weniger bekannter Blick auf Das Rheintal und die Insel Nonnenwerth (Lot 42), der vermutlich bei gleicher Gelegenheit festgehalten wurde wie eine geläufigere Variante des Bildes, findet sich unter den Aufnahmen.

Unter den vier Ansichten der Kölner Altstadt und des Doms (Lots 51 – 54) sticht der Blick von der Heribertuskirche Deutz besonders hervor. Abgezogen in einem etwas größeren Format und auf Karton montiert, befindet er sich im originalen Rahmen des Photographen (Lot 54). Einen weiteren Höhepunkt des Konvolutes stellt schließlich die photographische Reproduktion der Collage Coellen aus Rand und Band em Jahr 1929 (Lot 41) dar. August Sander erstellte diese Photocollage aus zahlreichen Photographien, die er während der Karnevalszeit auf den berühmten „Lumpenbällen“ der Kölner Progressiven aufgenommen hatte. Sie zeigt nicht nur die illustre Festgesellschaft, sondern ganz rechts als Schattenriss auch ihn selbst, den Photographen samt Kamera bei seiner Arbeit. Die Collage selbst gilt heute als verschollen, was diese gut erhaltene, vom Originalnegativ abgezogene und daher sehr präzise Reproduktion zu einem wichtigen Bilddokument macht.

Dass einige Photographien rückseitig nicht nur Sanders Kuchhausener Photographenstempel, sondern daneben auch seine – durchgestrichenen - Copyright- und Atelierstempel aus jener Zeit tragen, in der er auf der Dürener Straße in Köln-Lindenthal sein Atelier betrieb, deutet darauf hin, dass es sich um Vintage- bzw. frühe Abzüge handelt, die vor seiner sich ab 1942 schrittweise vollziehenden Übersiedlung in den Westerwald erstellt wurden. Eine Analyse der Photographien unter UV-Licht bestätigt die Annahme, dass die Abzüge bereits einige Jahre vor Inge Jansens Lehrzeit in Kuchhausen abgezogen worden sind.

Wir danken Julian Sander, August Sander Stiftung, Bonn, für seine freundlichen Hinweise.

Zertifikat

Mit beiliegendem Zertifikat von Julian Sander, Vorsitzender der August Sander Stiftung, Bonn, vom 13.10.2015

Provenienz

Nachlass Inge Jansen

Literaturhinweise

Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln (Hg.), Zeitgenossen. August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland, Ausst.kat. Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln, Göttingen 2000, S. 49 mit Abb.