Peter Leibing - Sprung in die Freiheit - image-1

Lot 207 D

Peter Leibing - Sprung in die Freiheit

Auktion 1058 - Übersicht Köln
27.11.2015, 14:30 - Photographie
Schätzpreis: 1.000 € - 1.200 €
Ergebnis: 4.092 € (inkl. Aufgeld)

Peter Leibing

Sprung in die Freiheit
1961

Gelatinesilberabzug (Copyprint) 1998. 26 x 39,4 cm (30,4 x 40,4 cm). Rückseitig mit Bleistift signiert, datiert, ausführlich betitelt, detaillierte Angaben zum Abzug sowie mit Photographen-Etikett. - Abzug entlang der seitlichen Kanten leicht gewellt..

Am 15. August 1961, zwei Tage, nachdem die SED-Führung damit begonnen hatte, die Grenzen entlang des sowjetischen Sektors abzuriegeln, gelang dem damals erst 20jährigen Peter Leibing (1941 - 2008), der als Volontär im Auftrag der Hamburger Agentur Contipress nach Berlin gereist war, jene Aufnahme, die zu einem Schlüsselbild des Kalten Krieges werden sollte: An der Bernauer Straße hatte er einen Volkspolizisten beobachtet, der auffallend nervös an seiner Zigarette zog. "Der hüpft gleich rüber" kommentierten umstehende Passanten, und tatsächlich nutzte Conrad Schumann, gleichen Alters wie der Photograph, die sich ihm bietende Chance zur Flucht in den Westen. Dass Leibing in eben jenem Moment den Auslöser seiner - in der DDR produzierten - "Exacta" betätigte, als sich Schumann genau über der Absperrung befand, ist keinesfalls einem glücklichen Zufall geschuldet, sondern vielmehr seiner photographischen Ausbildung: Als Sportphotograph hatte er beim Hamburger Springderby gelernt, Reiter und Pferd bei ihrem Sprung über dem Hindernis zu erfassen. Mit seinem Objektiv fokussierte er bereits seit einiger Zeit den Stacheldraht, als Schumann endlich sprang. Das Bild, das um die Welt ging und von Egon Bahr, damals Chef des Presseamtes in West-Berlin, als "Lichtblick" bezeichnet wurde, gehört heute zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.

Literaturhinweise

Hal Buell/Norm Goldstein (Hg.), Moments in Time. 50 years of Associated Press News Photos, North Ryde 1984, S. 56 mit Abb.