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Lot 301 D

Raoul Dufy - Le funiculaire à L'Estaque

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 74.400 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf feiner Leinwand 38 x 46,2 cm, gerahmt. In der Darstellung schräg unten rechts schwarz signiert "Raoul Dufy". - Das Chassis rückseitig mit Spuren alter Papieraufkleber. - Der Leinwandumschlag alt randdoubliert. An wenigen Stellen mit minimalen, stecknadelgrossen Farbverlusten.

Lafaille 366

Raoul Dufy, eigentlich ein französischer Fauvist der ersten Stunde, wandelt nach 1907 seine künstlerische Formensprache. Das Jahr 1908 und der Aufenthalt im südfranzösischen L'Estaque ist für die Entstehung der kubistischen Landschaft das Schlüsseljahr der Kunstgeschichte, hier entstehen unter dem Einfluß der neu interpretierten Kunst Cézannes ungewöhnliche Landschaftsdarstellungen. Vor allem Georges Braque und Pablo Picasso begründen diese Entwicklung. Die Farbpalette der Maler erscheint stark auf eine Auswahl fast monochromer Töne reduziert, Farben verlieren grundsätzlich jede emotionale Wertigkeit. Die Konstruktion des Bildes gewinnt ein zentrales Gewicht, gegenständliche Formen erfahren eine kubische Abstrahierung, der Farbauftrag wird durchrhythmisiert. Die Maler Georges Braque und Raoul Dufy arbeiten 1908 in L'Estaque Seite an Seite. Im Herbst des Jahres, als Braque seine neuen Bilder in der Galerie Kahnweiler in Paris ausstellt, wirft der Kritiker Vauxcelles dem Künstler vor: "Braque méprise la forme, réduit tout, sites, figures et maisons, à des schémas géométriques, à des cubes." (zit. nach: Auss. Kat. Georges Braque, Kunsthaus Zürich 1953, S. 12).
"Interessant sind Dufys Landschaften, die er 1908 in L'Estaque malt, als er gemeinsam mit Braque den Sommer im Süden verbringt. Bei allen Übereinstimmungen in der Anlage ihrer Kompositionen, die bis ins Detail gehen und vor allem im Kolorit sehr deutlich werden, sind die Ansichten Dufys großflächiger entwickelt und weniger raumhaltig. Beide bleiben mit dem Sujet quasi in direktem Kontakt. Picassos Sicht ist rigoroser und absoluter, den im Freien empfangenen Eindruck transformiert er in ein abstraktes Anschauungskonzentrat." (Andreas Franzke, op. cit., S. 99).
Dufy verzichtet im vorliegenen Gemälde nicht ganz auf die optischen Reize von Farbkontrasten und Helligkeitswerten. Charakteristisch sind für ihn darüberhinaus graphische Elemente wie der Einsatz schwarzer Linien, die feiner oder kräftiger gezogen, die Gliederungen und Konturen der Fläche begleiten. Die waagerechten Bogenstellungen eines Viadukts werden der Komposition einfach eingeschrieben und die gestrichelte Trasse der Seilbahn, die der Komposition den Namen gab, kippt in leichter Krümmung zwischen vegetativen Formen dem Betrachter entgegen: diese Einschreibungen betonen die relative Flächigkeit der Komposition und weniger die plastische Staffelung abstrakter Formen (vgl. im Gegensatz dazu Georges Braque, "Le viaduc à l'Estaque" oder "La terrasse à l'Estaque", Massimo Carrà, L'opera completa di Braque, Mailand 1971, Nr. 23 bzw. 31).

Werkverzeichnis

Lafaille 366

Provenienz

Ehemals Galerie Gimpel Fils, London; Christie's London (1977); Galerie Michael Haas, Berlin (dort 1979 erworben, die Bestätigung vorliegend), seitdem in norddeutschem Privatbesitz

Literaturhinweise

Vgl. Andreas Franzke, Die Landschaft im Kubismus, in: Ausst. Kat. Kubismus, Künstler, Themen, Werke, 1907-1920, Köln 1982, S. 93 ff.

Ausstellung

Genf 1960 (Galerie Motte), Auktion 15. Okt. 1960, Nr. 234 mit Abb Tafel XXXIX ("Paysage. le funiculaire à l'Estaque"); London 1964 (Christie, Manson & Woods, Ltd.), Important Impressionist and Modern Drawings, Paintings and Sculpture, 27. Nov. 1964, Nr. 84 mit Abb.; London 1970 (Sotheby & Co.), Impressionist and Modern Paintings and Sculpture, 1. Juli 1970, Nr. 34 mit Abb. ("L'Estaque" mit Provenienzangabe Bernheim-Jeune, Paris, Gimpel Fils, London sowie der Ausst. Referenz: "London, Gimpel Fils, Autour du Cubisme, 1957, no. 6"); Köln 1982 (Kunsthalle Köln), Kubismus. Künstler, Themen, Werke, 1907-1920, Kat. Nr. 35 ("Die Seilbahn") mit Abb. S. 188