August Macke - Elisabeth Gerhard Obst schälend - image-1

Lot 303 Dα

August Macke - Elisabeth Gerhard Obst schälend

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 34.720 € (inkl. Aufgeld)

August Macke

Elisabeth Gerhard Obst schälend
1907

Bleistiftzeichnung auf festem strukturierten, bräunlichen Karton 26,4 x 33 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts signiert und datiert 'Amacke 07' (ligiert) sowie rückseitig mit dem ovalen Stempel "Nachlass AUGUST MACKE" versehen; darin handschriftlich nummeriert "BZ28/9". Zusätzlich mit Bleistift bezeichnet "Elisabeth Gerhardt Obst schälend 1907". - Die rechte untere Ecke minimal fleckig. Der untere Teil des Kartons mit einem fachmännisch hervorragend restaurierten, vorderseitig nicht sichtbaren Diagonalschnitt.

Die Zeichnung zeigt Elisabeth Gerhardt, damals circa 20 Jahre alt. Elisabeth stammte aus einer wohlhabenden Bonner Unternehmerfamilie. Ihr Onkel, der Berliner Fabrikant Bernhard Koehler, sollte schon bald Mackes wichtigster Mäzen werden (Klara Drenker-Nagels, Elisabeth Macke und Maria Marc, in: Volker Adolphs/Annegret Hoberg, August Macke und Franz Marc. Eine Künstlerfreundschaft, Ostfildern 2014, S. 68). Auf Anregung Koehlers zog August Macke im Oktober 1907 für 6 Monate nach Berlin, wo er von Lovis Corinth an dessen Malschule unterrichtet wurde. Zwei Jahre später heiratete der damals erst 22jährige Künstler seine langjährige Freundin Elisabeth, die ein Kind von ihm erwartete.
Die recht großformatige und bildhafte Zeichnung inspirierte den Künstler auch später noch zu weiteren Kompositionen. Während des Aufenthaltes von 1909 bis 1910 am Tegernsee gestaltete Macke u.a. in dem Gemälde "Unser Wohnzimmer in Tegernsee" ein ähnliches Motiv aus seinem häuslichen, recht bürgerlich wirkenden Umkreis (vgl. Heiderich 232). Der Zeichnung wie auch dem Bild gemeinsam ist die große, wie hochgeklappt wirkende Platte des Tisches im Vordergrund. "Bedingt durch das Relief des stark strukturierten Kartons, zeigt das Bildnis der Obst schälenden Elisabeth eine spröde, strenge Organisation der Schraffurlagen. Hier wurde der zeichnenden Hand bewußt ein Widerstand gegen zu rasche und flüssige Führung des Materials gesetzt." (Ursula Heiderich, August Macke Zeichnungen, Werkverzeichnis, Stuttgart 1993, S. 22). Attraktiv bei der vorliegenden Zeichnung ist der Kontrast zwischen dem fein gezeichneten, zarten Gesicht der Elisabeth, die vor dem säuberlich ausgemalten Sofa leuchtend hervortritt sowie den mit schnellem Strich gezeichneten restlichen Formen. Teils sind diese nur als Konturen angelegt, teils sind sie - wie z.B. die gemusterte Tischdecke - mit großer künstlerischer Freiheit durch Binnenzeichnungen artikuliert. Die Zeichnung gibt einen ausgesprochen harmonischen Gesamteindruck wieder.

Werkverzeichnis

Heiderich 150

Provenienz

Aus dem Nachlaß des Künstlers; Privatbesitz Rheinland

Ausstellung

Düsseldorf 1956 (Galerie Vömel), Aquarelle und Zeichnungen von August Macke, Kat. Nr. 1; Reutlingen 1958 (Spendenhaus Reutlingen, Hans-Thoma-Gesellschaft e.V.), August Macke, Kat. Nr. 5; Münster/Bonn/Krefeld 1976/77 (Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster/Städtisches Kunstmuseum Bonn/Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld), August Macke, Aquarelle und Zeichnungen, Kat. Nr. 30, mit ganzseitiger Abb. 76; Berlin 1977/1978 (Galerie Pels-Leusden), Franz Marc - Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen, August Macke - Gemälde, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen, Plastik, Kat. Nr. 72 a; Bonn 1981 (Bundeskanzleramt), August Macke, Kat. Nr. 27; Münster/Bonn/München 1986/1987 (Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster/Städtisches Kunstmuseum Bonn/Städtische Galerie im Lenbachhaus), August Macke, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Kat. Nr. 228, S. 349 mit ganzseitiger Abb.; Langjährige Leihgabe aus Privatbesitz im Städtischen Kunstmuseum Bonn (bis 2015)