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Lot 307 N

Hans Purrmann - Landschaft bei Beilstein

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 173.600 € (inkl. Aufgeld)

Hans Purrmann

Landschaft bei Beilstein
1915

Öl auf Leinwand 65,5 x 81,2 cm Gerahmt. Unten rechts grün signiert 'Purrmann'. - Rückseitig auf dem Keilrahmen höchstwahrscheinlich von Heidi Vollmoeller bezeichnet "1915 - Beilstein - Weg zum Dorf 65 x 81 cm H.P. Archiv 444" und mit Vermerken zu einer geplanten Ausstellung versehen. - Sehr guter farbfrischer Zustand. Stellenweise leichtes Craquelé.

"Le premier mérite d'un tableau est d'être une fête pour l'oeil." Nichts charakterisiert die Malerei Hans Purrmanns besser als dieser letzte Eintrag von Eugène Delacroix in sein Journal.
Hans Purrmann zieht bekanntlich im November 1905 nach Paris, wo er ein Atelier in der Rue Campagne Première am Montparnasse direkt über dem Atelier von Mathilde Vollmoeller einrichten kann. Die beiden Künstler sollten 1912 in Deutschland heiraten, hier kommt im Herbst des Jahres die Tochter Christine zur Welt. Nach Purrmanns Aufenthalten in Paris, Südfrankreich (in Cassis, in Collioure bei Henri Matisse) und auf Korsika entstehen nun auch in Beilstein erste frühe Bilder von künstlerischer Wichtigkeit. Purrmanns Schwiegervater, der Textilfabrikant Robert Vollmoeller (1849 - 1911), hatte die Burg Langhans erworben; Nach seinem Tod bewirtschaftete Purrmanns Schwägerin das Land- und Weingut, auf dem 1914, noch vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, auch die Familie Purrmann erneut eine sichere Unterkunft findet.
Aus der Schule von Matisse kommend, entdeckt der Maler nun für sich die vom Weinbau geprägte Hügellandschaft der heimatlichen Umgebung, den Blick auf die Burg, die ein Wahrzeichen Beilsteins ist und Motive vom eigentlichen Burgberg. Das vorliegende Gemälde "Landschaft bei Beilstein" zeigt topographisch den baumbestandenen Weg am Felsenhang mit dem Blick von der Höhe auf die geduckten Dächer der Stadt und die etwas tiefer am Hang liegende Kapelle, die mit ihrem hellen Mauerwerk und dem hohen Kirchturm für Beilstein charakteristisch ist.
"Landschaft bei Beilstein" ist quasi "fauvistisch" völlig aus der Farbe entwickelt und baut sich aus differenzierten farbigen Strichlagen und dichten Flächen auf, die in der Nahsicht eine völlig abstrakte Qualität gewinnen. Auch die evozierte Lichtstimmung, ein bildimmanentes Leuchten, lebt aus den Farbkontrasten und den fleckigen Hell-Dunkelwerten, die die Komposition und den Gesamteindruck generieren. Gelb, Orange-Rot, verschiedene Grüntöne, Türkis und Violettt bestimmen diesen Eindruck. Auffällig ist nicht nur der dunkelgrüne Schlagschatten des Vordergrundes sondern insbesondere der Mittelgrund: Hier sind Farbfelder à la Cézanne rhythmisch neben- und übereinandergesetzt und werden durch einen violetten Horizontalstreifen abgeschlossen. Die Farbwerte sind in der Gesamtkomposition so abgestimmt und verteilt, von Weiß stellenweise akzentuiert, daß sich auf Abstand dennoch eine klare Tiefenwirkung einstellt. Die Fedrigkeit kahler hoher Bäume ist ein für Purrmann hier früh auftauchendes gegenstandsbezogenes Stilmittel, das mit ausgreifendem Lineament die Bildfläche gliedert. Es sollte auch in den späteren Landschaften des Oeuvres ein Charakteristikum bleiben.
Eine zu unserem Gemälde unmittelbar vergleichbare Ansicht fast gleichen Formates befindet sich in der Staatlichen Eremitage St. Petersburg (Lenz/Billeter 1915/06).

Werkverzeichnis

Lenz/Billeter 1915/05

Provenienz

Rudolf Vollmoeller; Adele Vollmoeller, Zürich (mit rückseitigem handgeschriebenen Etikett); seitdem in Familienbesitz

Ausstellung

Berlin (Ost) 1982 (Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik), Hans Purrmann. Malerei, Graphik, Zeichnungen, Plastik, Kat. Nr. 21 mit Farbabb. S. 58 ("Burgweg zum Dorf Beilstein")