Ernst Barlach - Das Wiedersehen - image-1

Lot 319 Dα

Ernst Barlach - Das Wiedersehen

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 52.080 € (inkl. Aufgeld)

Ernst Barlach

Das Wiedersehen
1926

Bronze Höhe 48 cm Hinten auf der Plinthe signiert 'E. Barlach' sowie mit dem Gießerstempel 'H. NOACK BERLIN' versehen. Eines von 25 unnummerierten Exemplaren der Gussjahre seit 1938, von insgesamt 36 Exemplaren. - Mit dunkler, stellenweise aufgelichteter Patina.

Die beiden einander zugekehrten Männer stellen den an seinen Wunden erkennbaren Christus und seinen früheren Jünger, den ungläubigen Thomas, dar. Diese Zweifigurengruppe, zunächst in Nussbaumholz geschnitzt, zählt zu den Hauptwerken im bildhauerischen Schaffen Barlachs. Thematisch entstammt sie dem Johannesevangelium (vgl. Kap. 20, Verse 24 -29). Halt suchend und voller Fassungslosigkeit blickt der gebeugte, zweifelnde Thomas zu Christus empor, der nach seiner Auferstehung und trotz seiner Wunden sehr aufrecht stehend bereits allem Irdischen entrückt zu sein scheint. Das eigentlich traditionelle ikonographische Motiv ist hier vollkommen eigenständig interpretiert.
Die Figuren weisen die für Barlach so typischen asketischen Züge auf. Die Christusfigur - symbolisch einstehend für das Leid der Menschheit - verwendet Barlach seit seinen Kriegserfahrungen vermehrt. Die Figurengruppe offenbart die für Barlachs Werk so typische elementare Dramatik wie sein Interesse, sich auch schwierigen kompositorischen Aufgaben zu stellen. Als Vorbereitung für die plastische Fassung hatte Barlach eine auf den 3. April 1922 datierte, im Ernst Barlach Nachlass befindliche Kohlezeichnung mit dem Titel "Wiedersehen (Christus und Thomas)" angefertigt (Wittboldt/Laur, Werkverzeichnis III, Nr. 1928).

Werkverzeichnis

Laur 391/2; Schult I 306

Provenienz

Privatbesitz Süddeutschland

Literaturhinweise

u.a. Friedrich Droß (Hrsg.), Ernst Barlach, Die Briefe II, 1925 - 1938, München 1969, Nr. 1448; Carl Dietrich Carls, Ernst Barlach, Das plastische, graphische und dichterische Werk, Berlin 1931, S. 84 mit ganzseitiger Abb., S. 85; Kunsthalle Mannheim, Bestandskatalog Skulptur, Plastik, Objekt, Mannheim 1982, S. 71, Nr. 440 mit Abb.; Kunsthalle Kiel, Katalog der Bildwerke, bearb. v. Ulrich Bischoff, Rendsburg 1986, S. 29 mit ganzseitiger Abb.; Heinz Spielmann (Hrsg.), Stiftung und Sammlung Rolf Horn, Schleswig 1995, S. 190-191, Nr. 117 mit Farbabb.; Heike Stockhaus, Ernst Barlach und der Geist seiner Zeit, in: Kat. Rostock 1998, S. 169 mit ganzseitiger Farbabb.; Elisabeth Laur, Vom Jugendstilkünstler zum expressionistischen Holzbildhauer, in: Kat. Flensburg/Ribe 2002, S. 50 f.; Naomi Jackson Groves, Ernst Barlach, Leben im Werk. Plastiken, Zeichnungen und Graphiken, Dramen, Prosawerk und Briefe, Taunus 2013, S. 99

Ausstellung

u.a. Berlin 1930 (Galerie Flechtheim), Bronzen von Ernst Barlach, Nr. 17; Bremen 1959 (Kunsthalle Bremen), Ernst Barlach, Nr. 501; Berlin 1981 (Akademie der Künste), Ernst Barlach. Werke und Werkentwürfe aus fünf Jahrzehnten, mit Abb. auf Frontispiz; Kiel 1998 (Kunsthalle Kiel), Ernst Barlach. Mehr als ich, S. 109 mit ganzseitiger Farbabb.; Rostock 1998 (Kunsthalle Rostock), Ernst Barlach. Artist of the North, S. 169 mit ganzseitiger Farbabb.; Flensburg/Ribe 2002 (Museumsberg Flensburg Ribe Kunstmuseum) Ernst Barlach, Wege und Wanderungen. Vom Jugendstil zum Expressionismus, Nr. 25; Hamburg 2003 (Hauptkirche St. Katharinen), Ernst Barlach, Mystiker der Moderne, S. 298; Kyoto/Tokyo/Yamanashi 2006 (The National Museum of Modern Art/The Universitiy Art Museum/Tokyo National University of Fine Arts and Music/Yamanashi Prefectural Museum of Art), Ernst Barlach Retrospective, Nr. 142