Alexej von Jawlensky - Großes Stilleben (Vase mit Rosenstrauß, Dunkelrote Blume) bzw. Bouquet à l'heure bleue - image-1

Lot 324 Dα

Alexej von Jawlensky - Großes Stilleben (Vase mit Rosenstrauß, Dunkelrote Blume) bzw. Bouquet à l'heure bleue

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 120.000 € - 130.000 €
Ergebnis: 161.200 € (inkl. Aufgeld)

Alexej von Jawlensky

Großes Stilleben (Vase mit Rosenstrauß, Dunkelrote Blume) bzw. Bouquet à l'heure bleue
1937

Öl auf starkem strukturierten Karton 55,1 x 34,1 cm Gerahmt. Unten links violett signiert und datiert 'A. Jawlensky 37'. - Rückseitig auf dem schwarz von Jawlensky übermalten Karton mit verworfener Komposition (Farbfelder) verschiedentlich beschriftet und betitelt, u.a.: wohl von Lisa Kümmel beziffert "N. 35" sowie mittig datiert "1937", darunter von fremder Hand mit roter Kreide betitelt "Dunkelrote Blume(n) auf Blau" und in weiß von Andreas Jawlensky zweifach bezeichnet "Bouquet à l'heure bleue". - Stellenweise mit kleinen alten Retuschen; fachmännisch gereinigt und restauriert. Ober- und Unterrand alt beschnitten.

Das von der Galerie Grosshennig 1960 aus dem Nachlass erworbene und noch im gleichen Jahr in eine Privatsammlung vermittelte große Blumenstück ist rückseitig u.a. betitelt "Bouquet à l'heure bleue". Dies trifft besonders schön den poetischen Stimmungsgehalt der Komposition, die ganz im Blau und Rotviolett der subtil schattierten Farbtöne mit wenigen hellen Lichtkontrasten aufzugehen scheint.
Zu abendlicher Stunde, nach Sonnenuntergang kurz vor dem Einfall der Nacht, lässt sich bekanntermaßen beobachten, wie die Dinge und die sie konstituierenden Farben und Formen sich verändern, Umrisse und Plastizität verschwimmen. Die Atmosphäre ist faktisch gesättigt von dem Widerschein des Firmaments, der "Bläue" heraufziehender Dunkelheit, aber gerade in diesem kurzen Moment entfalten Blüten noch einmal den letzten Zauber ihres Duftes und entwickeln eine sehr eigentümliche, schwer zu beschreibende unwirkliche Leuchtkraft.
Jawlenskys expressionistisches Oeuvre folgt dennoch nicht einer naturalistischen Impression, sondern unterliegt seinen eigenen formalen Gesetzmäßigkeiten. In seinem künstlerischen "Paralleluniversum" gibt es Analogien, Erinnerungen und emotionale Evokationen.1937 war krankheitsbedingt das letzte Jahr, in dem Jawlensky malte. "Bouquet à l'heure bleue" ist ein repräsentatives Beispiel seines Spätstils, der in den Wiesbadener Jahren zu letzter Meisterschaft gereift war.

Werkverzeichnis

M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky 2222

Zertifikat

Wir danken dem Jawlensky Archiv, Locarno, für ergänzende, bestätigende Hinweise und Informationen; das Gemälde ist im Archiv dokumentiert.

Provenienz

Aus dem Nachlass des Künstlers, Privatbesitz Locarno (Andreas Jawlensky); Galerie Grosshennig, Düsseldorf (1960 direkt aus dem Nachlass erworben); Rheinischer Privatbesitz (seit 1960); Privatsammlung Rheinland

Literaturhinweise

Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köln 1959, Nr. 781 mit Abb. S. 283 ("Dunkelrote Blume") bzw. Nr. 789 o. Abb. ("Bouquet à l'heure bleue") (lt. Nachlassdokumentationen identisch)

Ausstellung

Düsseldorf 1956 (Galerie Vömel), Ölbilder von Alexej von Jawlensky, Nr. 33 ("Bouquet à l'heure bleue"); Köln 1958 (Galerie Aenne Abels), Alexej von Jawlensky, Nr. 59 ("Bouquet à l'heure bleue"); Berlin 1958 (Haus am Waldsee), Alexej von Jawlensky, Nr. 96 (Leihgeberin Galerie Aenne Abels); München 1959 (Städtische Galerie), Alexej von Jawlensky, Nr. 69 (Leihgeberin Galerie Änne Abels)