Nam June Paik - Radio Man - image-1

Lot 617 R

Nam June Paik - Radio Man

Auktion 1060 - Übersicht Köln
28.11.2015, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 75.000 €
Ergebnis: 105.400 € (inkl. Aufgeld)

Nam June Paik

Radio Man
1987

Videoskulptur: 2 Radioschränke, 3 Radios, 2 Plasmabildschirme mit eingebautem DVD-player, afrikanische Holzmaske, Filzhut und Acryl, 2 DVDs. Ca. 194 x 75 x 55 cm. Signiert und datiert 'Paik 87'. - Mit leichten Altersspuren. Die ursprünglichen Röhrenfernseher sind durch Plasmabildschirme mit integriertem DVD-Laufwerk ersetzt worden.

In Radio Man werden die beiden Videowerke: Good Morning Mr. Orwell und Bye Bye Kipling in einer Skulptur miteinander verbunden. Diese Arbeiten bringen wesentliche Aspekte von Nam Jun Paiks Medienkunst zum Ausdruck. Die technische Verfremdung wird erzeugt durch das Zusammenschneiden von einzelnen Bildsequenzen, die in einer schnellen Bildabfolge verdichtet werden. Die zeitlich und räumlich getrennten Geschehnisse werden hier miteinander verbunden und stehen symbolisch für ihre Medialität. Mit Radio Man referiert der Künstler auf seine frühen Versuche mit internationalen Satelliten-Installationen zu arbeiten. Paiks Beitrag zu der simultanen Vernetzung von separat stattfindenden Ereignissen zeigt einen revolutionären Ansatz, der Avantgarde Kunst und Populärkultur miteinander verknüpft. Er nutzte dabei die Möglichkeit der Live-Übertragung und reflektiert dadurch mediale Kommunikation und ihre kulturelle Vernetzung.
Gemeinsam werden diese Arbeiten als Skulptur präsentiert, die sich ähnlich wie Paiks family of roborts einer menschlichen Anatomie annähern. Das Leben im Medienzeitalter war ein zentrales Thema für den Künstler, der neben Musikwissenschaft und Kunstgeschichte auch Philosophie studierte. „Paiks Nutzung von Technologie als einem kreativen Medium behielt in seiner ganzen künstlerischen Laufbahn einen feierlichen, aber experimentellen Charakter und verlor dabei nie eine gewisse Anmutung von „Wunder“, kindlicher Unschuld und Neugier. Dies war eine Art Meta-Technologie, die die Systeme der Einschreibung der Nutzer in den Apparat erforschte und untersuchte, wie eine solche Einschreibung sich historisch zu organisieren begann. Indem er die Struktur des genutzten Mediums sichtbar machte und dessen Funktion veränderte, konterkarierte Paik das Fetischisieren von Kunst und Technologie in der bürgerlichen Gesellschaft, machte sie als Medium für kulturelle und philosophische Reflexionen und für eine Transformation ihres ureigenen Wesens nutzbar.“ (Sook-Kyung Lee, Videa 'n' Videology, Offene Kommunikation, in: Susanne Rennert u.a. (Hg.), Nam Jun Paik, Ausst.Kat. Museum Kunst Palast Düsseldorf 2010 u.a., Ostfildern 2010, S.34)

Provenienz

Direkt vom Künstler; Privatsammlung, Schweiz