Otto Piene - Rain Forest - image-1

Lot 632 D

Otto Piene - Rain Forest

Auktion 1060 - Übersicht Köln
28.11.2015, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 27.280 € (inkl. Aufgeld)

Otto Piene

Rain Forest
1975

Gouache und Feuerspuren auf Papier. 95,8 x 67,8 cm. Signiert, datiert und betitelt '"Rain Forest" 75 OPiene' (ligiert) und mit Widmung. - Mit Atelier- und geringfügigen Altersspuren.

Ende der 1950er Jahre entwickelte Otto Piene mit seinen Rauchzeichnungen und Rauchbildern eine gänzlich neue Maltechnik, aus der wenig später die Feuerbilder hervorgingen. Für die Rauchzeichnungen und -bilder leitete er den Rauch einer Kerze oder Petroleumlampe durch Rastersiebe, um individuelle Rauchpunkte und -schlieren auf dem Bildträger entstehen zu lassen. Die Feuerbilder resultierten aus dem Abbrennen von Fixativ, Ölfarbe oder Farbpigmenten auf dem Bildträger, was zu organischen Formen aus Ausbrennungen, Blasen und Krusten führte.

In beiden Fällen reduzierte Piene dabei seinen künstlerischen Einfluss zugunsten einer weitgehend autonomen Entwicklung des Bildes durch den Einsatz von Flammen und Rauch. Er selbst äußerte sich folgendermaßen zum Charakter dieser Entstehungsprozesse: „Die Rauchzeichen sind ohne „Handschrift”. Die Anonymität des Autors bleibt weitgehend gewahrt. Meine individuellen Stimmungen drängten sich nicht in den Vordergrund und spielen eine geringe Rolle (außer einer gesteigerten Wachheit, d.h. Sensibilität). Ich denke, dass der künstlerische Einsatz gerade wegen der Distanz zum eigenen Tun mindestens so groß ist wie beim Zeichnen im üblichen Sinne. Er liegt vor allem in der Beobachtung, der „Strategie“, die die Mittel lenkt. Ich würde gern noch mehr in den Hintergrund treten, meine Individualität als Autor noch weniger spürbar werden lassen, eine Kraft wie das Licht noch souveräner wirken lassen, damit die Materialität noch weiter aufgehoben und größere Freiheit gewonnen wird. Ich hoffe, mit einem Minimum von physischem Engagement, weit entfernt von jedem Drama, einen Raum der Stille zu erreichen, der, weil er auf eindringliche Weise spürbar wird, zum Verweilen einlädt.“ (zit. nach: Otto Piene, Ölbilder, Rauchzeichnungen, Lichtmodelle, Lichtballett, Ausst.Kat. Galerie Diogenes, Berlin 1960, o.S.).

Wie seine Rasterbilder und Windplastiken, seine Lichtplastiken und Lichtballette dienen auch die Rauchzeichnungen und Feuerbilder dem maßgeblichen künstlerischen Ziel Pienes, „den Menschen den Elementen gegenüber aufgeschlossener und sensibler zu machen, die Elemente Licht und Wind für den Menschen durch Gestaltetes in ihrer Schönheit sichtbar werden zu lassen.“ (Wulf Herzogenrath, Otto Piene, ein Bauhaus-Meister, in: Wulf Herzogenrath/Annette Piene (Hg.), Otto Piene, Kölnischer Kunstverein, Düsseldorf 1973, S. VIII). Durch zeitgemäße technische Mittel bündelte Piene in seinem Oeuvre die Kräfte von Naturelementen wie Licht, Feuer und Luft und machte sie in einem kontrollierten Prozess zum gestaltenden Akteur.

Provenienz

Privatsammlung, Rheinland