Lot 638 D

Günther Uecker - Wald

Auktion 1060 - Übersicht Köln
28.11.2015, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 450.000 € - 500.000 €

Günther Uecker

Wald
1992

Äste, Nägel, Asche, Leim und Kohle auf Holz. 200 x 160 cm (Holz), Gesamtmaß ca. 240 x 200 cm. Rückseitig auf dem Holz signiert, datiert und betitelt 'WALD Uecker '92' sowie mit Richtungspfeil. - Mit materialbedingten Altersspuren.

Ab den 1970er Jahren beginnt der Künstler sich intensiv mit der Verwundbarkeit der Natur und des Menschen auseinanderzusetzen und ihre Beziehungen zueinander darzustellen. In „Wald“ arbeitet Günther Uecker mit Zweigen, die er entgegen ihrer Wuchsrichtung anordnet. Die natürlichen Materialien werden durch Nägel befestigt, die teilweise wie eine weitere Verästelung erscheinen und auch die zusätzlichen zugefügten schwarzen Linien entlang einzelner Astelemente lassen Ueckers Wald verdichten. Anschaulich präsentiert das Werk die Gegensätzlichkeit der Materialität, die zugleich erst in ihrer Vereinigung eine eindrückliche Wirkung erzeugt. „Uecker kann die in der menschlichen Existenz begründeten und in seinen Arbeiten visualisierten Widersprüche und Spannungen nicht auflösen. Seine Werke reflektieren stets dualistische Prinzipien: Trauer, Zerstörung, Verzweiflung und Bedrohung einerseits, Menschlichkeit, Liebe, Erlösung und Hoffnung andererseits, wobei seine Sicht der Welt von im Grunde humanistisch-idealistischen Vorstellungen geprägt ist. Mittels der Kunst will Uecker das Bewusstsein zu einer anderen Wirklichkeit hinführen; das Kunstwerk soll jedoch nicht die direkte Visualisierung der neuen Welt sein, sondern lediglich Werkzeug für Erfahrungs- und Gedankenprozesse und Gleichnis einer geistigen Entwicklung. In diesem Sinne verstehen sich seine Arbeiten als sich materialisierende Spuren dieser in die Alltagswelt eindringenden anderen Wirklichkeit. Mit der Realität des Kunstwerks, so seine Schlussfolgerung, soll sich eine neue Dimension außerhalb des historischen Standortes des Menschen eröffnen, die sich von der faktisch wie auch vorgestellten Gegenständlichkeit der alten Welt frei macht.“ (Richard W. Gassen, Unsichtbar Sichtbares sichtbar machen, Kontinuität und Transmutation im Werk der 80er Jahre, in: Richard W. Gassen u.a. (Hg.), Ausst.Kat. Wilhelm-Hack-Museum 1987, Heidelberg 1987, S.46)

Provenienz

Privatsammlung, Rheinland