Markus Lüpertz - Landschaft - image-1

Lot 646 D

Markus Lüpertz - Landschaft

Auktion 1060 - Übersicht Köln
28.11.2015, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €

Markus Lüpertz

Landschaft
1997

Mischtechnik auf Leinwand. 162 x 162 cm. Gerahmt. Monogrammiert 'Ml'.

"Lüpertz' Landschaften sind visuelle Expeditionen. Auf dem »Seh« des Malens segelnd, steuert er einen riskanten Kurs zwischen der physischen Welt und ihrem Bild. Dazu muß er mit dem Leben »brechen«. Den Hafen der Selbstzufriedenheit preisgebend, lichtet er den Anker und bereist Fahrwasser des melancholischen Ringens. […] Läßt man Lüpertz' Gemälde der Jahre 1993 - 97 Revue passieren, bemerkt man Verschiebungen in der Motivik, die diese Landschaften umgibt und ihnen unterliegt. Die Motivwelt der Männer ohne Frauen, Parsifal löst sich in halbabstrakte erdkugelige Formen auf; die parodistischen Vanitas-Motive (farcenhafte Schädel, Raben, Fische), die 1996 folgten, verwandeln sich in die winterlich-zwielichtigen Landschaften von 1997. Diese motivische Metamorphose mischt die Gemütshaltung klagend-kreativer Träumerei (Männer ohne Frauen, Parsifal) mit Spott über die Endlichkeit des Lebens (Vanitas-Motive) und führt, in unsentimentalem Bruch mit dieser Welt, zu einer ästhetischen Haltung, die der Waldeinsamkeit entspricht. In seinen Waldbildern aus jüngster Zeit malt Lüpertz den Weg zur Schwelle eines unbekannten Ortes. Hätte dieses Fernziel einen Namen, dann könnte es der Gral sein, seinerseits ein Alias für Paradies, und so heißt eines dieser neuen Bilder denn auch.
Es nimmt nicht wunder, daß diese Werke, wie alle »Exterieurs« Lüpertz', paradox sind. Schon ihr Hauptmotiv, der Baum (ein urdeutsches Emblem) ist »anders«. Diese Bäume haben nichts gemein mit dem grünen, rauschenden, erhabenen Wald der deutschen Romantik. Ebenso unterscheiden sie sich von den idyllischen, wenn auch spärlichen Bäumen, wie sie sich oft bei den Expressionisten finden, und ebenso von den unheimlichen und geschändeten Wäldern apokalyptischer Landschaften. Deutsch kann man diese Wälder nur insofern nennen, als sie, wie nordgotische Kunst, weder narrativ noch deskriptiv sind. Ihr Thema ist die tiefe Individualität ihres Urhebers. In diesem Sinne können Lüpertz' Landschaften Inszenierungsräume des Ich genannt werden.“ (Pamela Kort, Eine Welt Abseits, Ein Exkurs, in: Markus Lüpertz, Neue Bilder, Ausst.Kat. Galerie Michael Werner Köln, Köln 1997, S. 5-6)

Provenienz

Galerie Michael Werner, Köln (mit rückseitigen Aufklebern); Privatsammlung, Rheinland

Ausstellung

Bonn 2009/2010 (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland), Markus Lüpertz, Hauptwege und Nebenwege, Eine Retrospektive, Bilder und Skulpturen von 1963 bis 2009, Ausst.Kat.Nr.113, S.152 mit Farbabb.
Jena 2001 (Galerie im Stadtmuseum), Markus Lüpertz, Malerei, Zeichnungen und Skulpturen, Ausst.Kat.Nr.I/26, S.47 mit Farbabb.
Köln 1998 (Galerie Michael Werner), Markus Lüpertz, Neue Bilder, Ausst.Kat., o.S. mit Farbabb.