Lot 1231 D α

Hans Rottenhammer - Auferweckung des Lazarus

Auktion 1067 - Übersicht Köln
21.05.2016, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 45.000 € - 50.000 €

Hans Rottenhammer

Auferweckung des Lazarus

Öl auf Kupfer. 27 x 36 cm.

Diese „Auferweckung des Lazarus“ stellt die eigenhändige Replik Hans Rottenhammers nach einem Kupfergemälde im Kunsthistorischen Museum in Wien dar (Inv.-Nr. GG1141). Die Darstellung folgt im Wesentlichen der des Wiener Gemäldes, wobei der unmittelbare Vergleich der beiden Tafeln während der Ausstellung im Weserrenaissance-Museum den sehr guten Erhaltungszustand der vorliegenden Tafel offenbart hat (vgl. Ausst.-Kat. Brake 2008, op. cit., S. 115f).
Das Gemälde stellt eine Begebenheit aus dem Johannes-Evangelium dar (XI, 1-44). Jesus wird von den Schwestern Maria und Martha nach Bethanien gerufen, um ihrem sterbenden Bruder Lazarus beizustehen. Als Jesus eintrifft, ist dieser bereits verstorben und bestattet worden. Jesus lässt das Grab öffnen und erweckt Lazarus wieder zum Leben. Zuvor spricht er zu Martha jene Worte, die auf seine eigene Auferstehung vorausweisen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe“ (Johannes, XI, 25). Rottenhammer stellt das Ereignis in einer vielfigurigen Komposition dar, die trotz des kleinen Formats von Dramatik geprägt ist. Zur rechten ist Jesus zu sehen, der durch sein Gewand im leuchtenden Hellrot von der Menschenmenge hervorgehoben wird. Er blickt nach links oben, wo der auferweckte Lazarus dem Felsengrab entsteigt.
Die Wahl eines Felsen- statt des in den meisten Darstellungen üblichen Bodengrabs ermöglicht es Rottenhammer, eine diagonale Achse zwischen den beiden Protagonisten des Geschehens herzustellen und die Komposition zu dynamisieren. Die Dramatik des Geschehens wird durch die Figuren verstärkt, die um Jesus und Lazarus gruppiert sind und durch ihre Gesten Erstaunen, Unglauben und Freude zum Ausdruck bringen. Links von Jesus ist Maria Magdalena vor Freude auf die Knie gefallen (auch sie ist durch ihr leuchtend gelbes Kleid und den roten Umhang aus der Figurengruppe hervorgehoben), neben ihr steht Martha, die überrascht zu Jesus blickt.
Die Darstellung offenbart im leuchtenden Kolorit wie auch in der Figurenkomposition Rottenhammers Auseinandersetzung mit der Kunst Venedigs. Dort hielt sich der Künstler zwischen 1591 und 1594 sowie – nach einem Aufenthalt in Rom – zwischen 1595 und 1606 auf; zu Beginn dieses zweiten Venedig-Aufenthaltes ist die Tafel wohl entstanden. Das Thema der Auferweckung des Lazarus hat Rottenhammer auch später noch beschäftigt, so haben sich mehrere Zeichnungen mit der Darstellung des Themas erhalten.

Provenienz

889. Lempertz-Auktion, Köln, 20.5.2006, Lot 1148. - Belgischer Privatbesitz. - 995. Lempertz-Auktion, Köln, 11.5.2012, Lot 1212. - Deutscher Privatbesitz.

Literaturhinweise

R. A. Peltzer: Hans Rottenhammer. In: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, 33, Wien 1916, S. 351. – Ausst.-Kat. Brake/Prag 2008: Hans Rottenhammer. Begehrt – vergessen – neu entdeckt. Hrsg. v. Heiner Borggrefe u.a., München 2008, S. 115f.

Ausstellung

Weserrenaissance-Museum Schloss Brake / Nationalgalerie Prag, 2008/2009, Nr. 21.