Lot 1242 D α

Johann König - Die Eherne Schlange

Auktion 1067 - Übersicht Köln
21.05.2016, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €

Johann König

Die Eherne Schlange

Öl auf Kupfer. 33,5 x 26,5 cm.
Signiert und datiert unten rechts: Jo: König f.

Als die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten in der Wüste ungeduldig wurden und gegen Gott klagten, schickte dieser zur Strafe Giftschlangen, die viele der Israeliten töteten. Diese wandten sich daraufhin hilfeersuchend an Moses. Gott befahl diesem, einen Pfahl mit einer ehernen Schlange zu errichten. Wer gebissen wurde, sollte die Schlange anschauen - und gerettet werden. Die Erzählung der ehernen Schlange im Vierten Buch Mose (Nm XXI, 4-9) stellt eine Präfiguration der Kreuzigung Jesu dar, entsprechend dieser theologischen Bedeutung ist sie zahlreich in der bildenden Kunst dargestellt worden.
Johann König lenkt den Blick des Betrachters zunächst auf die Israeliten, die mit den Schlangen und dem Tod ringen. Sie sind monumental im Vordergrund dargestellt, nehmen fast ein Drittel der Bildfläche ein und zeigen dem Betrachter die furchtbare Strafe Gottes gegen die unduldsamen und ungläubigen Israeliten. Durch eine geschickte Anordnung der Figuren und eine kluge Regie ihrer Blicke und Gesten wird der Blick des Betrachters dann hinauf zu dem Hügel geführt, wo Moses den Pfahl mit der ehernen Schlange errichtet hat. Dort sind jene Israeliten, die errettet worden sind und mit ihren Gesten Dank und Zuversicht zum Ausdruck bringen.
Die zentralen Elemente dieser Bildkomposition - die Darstellung des Todeskampfes durch große Figuren im Vordergrund; die Platzierung des Hauptmotivs im Mittelgrund in das obere Bilddrittel und die dadurch entstehende Tiefenräumlichkeit; die vertikale Blickachse, die die Komposition bestimmt - dürfte Johann König während seines Aufenthaltes in Venedig kennengelernt haben. Dort, in der Scuola grande di San Rocco, malte Tintoretto ein monumentales Deckengemälde dieses Thema. Tintorettos Komposition ist dramatischer, komplexer und monumentaler (die Leinwand misst 840 x 540 cm); Johann König übersetzt sie in eine Darstellung, die dem kleinen Format einer fein gemalten Kupfertafel entspricht und das dramatische Hell-Dunkel Tintorettos durch eine beruhige Komposition und ein helles, klares Kolorit ersetzt
Johann König zählt zu jenen Künstlern des deutschen Barock, deren Malerei durch die Kenntnis der italienischen Kunst geprägt wurde. König, der aus Nürnberg stammte, ging bei Hans Rottenhammer in Augsburg in die Lehre. Gleich seinem Lehrer ging er nach Italien, zunächst nach Venedig, wo er die Kunst Tizians, Veroneses und Tintorettos kennenlernte, später nach Rom, wo er Adam Elsheimer traf, der ihn nachhaltig beeinflussen sollte.