Wilhelm Leibl - Mädchenkopf - die sogenannte Malresl - image-1

Lot 1544 Dα

Wilhelm Leibl - Mädchenkopf - die sogenannte Malresl

Auktion 1067 - Übersicht Köln
21.05.2016, 14:30 - Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 86.800 € (inkl. Aufgeld)

Wilhelm Leibl

Mädchenkopf - die sogenannte Malresl

Öl auf Holz. 27,7 x 24,1 cm.
Signiert und datiert unten rechts: W. Leibl 1897.

Als Modell für dieses innerliche und intime Bildnis einer jungen Frau diente Leibls Köchin Therese Haltmeier, die unter dem Namen „Malresl“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Sie stand auch Modell für die Gemälde „In der Küche I“ (Staatsgalerie Stuttgart) und „Mädchen am Küchenherd“ sowie „In der Küche II“ (beide im Wallraf-Richartz-Museum, Köln). Bei dem letzteren Bild ist auch die Beleuchtung des Gesichtes die gleiche, so dass man unseren Mädchenkopf wenn nicht als Vorstudie, so doch als Vorstufe ansehen kann.
Besonders interessant an diesem Bild ist nach den Worten Eberhard Ruhmers das „entschlossene Nonfinito, das im ersten Augenblick mit den genialischen, vorgeblich und vielsagenden Unfertigkeiten bei Lenbach verwechselt werden könnte. Doch bei Leibl ist es anders gemeint: Auf weite Strecken der Bildfläche schimmert in wechselnder Deutlichkeit der in delikatem lichtem Aschgrau angelegte Malgrund mit seiner interessanten Malstruktur durch, die dem ganzen Bild ihren ruhig strömenden Rhythmus mitteilt. Ein wenig oberhalb der Mitte verdichtet und beruhigt sich dieses Strömen und Rieseln zu dem zart gerundeten Mädchenkopf (…). Das ist ein unendlich dezentes, duftiges Entstehenlassen von Form, ein Hauch von delikatester, hellster, kühlster Farbe, mit dem ein Wesen umschreibend angedeutet wird, das dem Maler angeblich nicht nur künstlerisch viel bedeutete. Dass Leibl dieses duftige Ungefähr als vollendet ansah, bekräftigt er mittels einer sehr nachdrücklichen Datierung und Signierung“. (E. Ruhmer, op. cit.)
Wilhelm Leibl zählt zu den großen Meistern der deutschen Malerei im 19. Jahrhundert. Er suchte in seinen Werken, ebenso wie die gleichgesinnten Maler Carl Schuch, Wilhelm Trübner oder Hans Thoma, im modernen Sinne nach dem „rein Malerischen“ oder der sogenannten „Reinen Malerei“. Das bedeutet, dass für ihn das „Wie“ über dem „Was“ im Kunstwerk vorrangig war.

Provenienz

Leonhard Tietz, Köln. - Galerie Westenhoff, Lübeck 1984 (Umschlag "Weltkunst" Oktober 1984). - Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

E. Waldmann: Wilhelm Leibl. Eine Darstellung seiner Kunst, Gesamtverzeichnis seiner Gemälde. Erweiterte Neuauflage 1930, Abb. 236, Nr. 243. - E. Ruhmer: Der Leibl-Kreis und die reine Malerei, 1984, S. 403, Nr. 182, Abb.