Gabriele Münter
Stilleben mit schwarzer Schale
Um 1911
Öl auf Leinwand 45/45,4 x 60 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz signiert 'Münter'. Rückseitig auf dem Keilrahmen zusätzlich blau signiert und betitelt 'Münter. Stilleben mit Schwarz.' sowie auf der Leinwand mit dem Nachlass-Stempel "GABRIELE MÜNTER NACHLASS" versehen.
Im Stillleben suchte Gabriele Münter den ihr eigenen Blick auf die Welt zum Ausdruck zu bringen. Es verwundert daher kaum, dass ein wesentliches Moment dieser Stücke in der Auseinandersetzung mit der direkten Umgebung und Umwelt der Künstlerin begründet liegt. Während ihrer Zeit in Murnau beschäftigte sich Münter intensiv mit der oberbayerischen Volkskunst. Ihr Interesse galt insbesondere kleinformatigen Figuren aus Holz und Keramik mit religiösem Hintergrund. In den Jahren 1909 bis 1914 sollten diese Objekte zu zentralen Elementen ihrer Stilllebenkompositionen werden.
1911 entstand eine Reihe von enigmatischen Werken mit zum Teil religiös konnotierten Motiven, die in vielerlei Hinsicht das Substrat von Münters Kunst repräsentieren (vgl. Anne Mochon, Gabriele Münter. Between Munich and Murnau. New Haven 1980, S. 46). In einem immer diffuser werdenden Bildraum konstruierte Münter Szenen von Figurinen, Blumen, Gläsern und Schalen, die sich gleichsam als Verdichtung ihres bildnerischen Konzepts verstehen lassen.
In diesem Kontext entstand auch das „Stilleben mit Heiligem Georg“ (Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, GMS 666), in dem Münter jene mystische Figur des reitenden Heiligen zitiert, die nicht nur für den Almanach „Der Blaue Reiter“ (1912) von großer Relevanz war (s. Vergleichsabb.). Wie der Heilige Georg in diesem Schlüsselwerk, so vermag auch das vorliegende Stück auf eine verborgene Welt des Geistigen zu verweisen, die sich im Zwischenraum von tradiertem Volksglauben und künstlerischer Avantgarde eröffnet.
Provenienz
Süddeutsche Privatsammlung
Ausstellung
Zürich 1965 (Galerie Daniel Keel), Gabriele Münter, Kat. Nr. 27 ("Stilleben mit Schwarz"); Düsseldorf 1973 (Galerie Grosshennig), Sonderaussstellung Gabriele Münter, o. Kat. Nr., o. S., mit Farbabb.; Hamburg/Darmstadt/Aichtal-Aich 1988 (Kunstverein/Hessisches Landesmuseum/Sammlung E.), Gabriele Münter, Kat. Nr. 40, mit Farbabb. Taf. XXVIII