Christian Rohlfs
Mond, Bäume, Berge, See (Ascona). Rückseitig Skizze einer Porträtbüste
1928
Wassertempera auf schwerem handgeschöpftem Büttenpapier 70 x 55,6 cm Unter Glas gerahmt. Rückseitig unten rechts schwarz monogrammiert 'C R' - Mit einzelnen werkprozessbedingten schwachen Knitterungen und kleinen Heftzwecklöchern in den Ecken.
Ein fast abstraktes Bildgefüge bietet sich dem Betrachter in der hier angebotenen großformatigen Wassertempera-Arbeit. Erst bei etwas eingehenderer Betrachtung klärt sich die Motivik: Baumstämme und Äste formen im Vordergrund ein Gitternetz aus schwarzen und breiten hellbraunen Strichlagen, dahinter erhebt sich das Gebirge in leuchtendem Blau. Ein intensiv gelber Vollmond erhellt rechts einen Teil des Himmels und spiegelt sich in der Oberfläche des Sees, dessen dunkle Wasserfläche allein durch diese Lichtreflektionen definiert wird.
Die Verwendung eines intensiven Blautons neben erdig-warmen, zurückhaltenden Farbtönen ist kennzeichnend für viele späte Werke von Christian Rohlfs. Die Farbe ist - auch dies typisch für das Spätwerk - nicht nur auf ein motivisches Detail, wie hier die Bergflanke, begrenzt. Vielmehr findet sie sich kleinteilig, wie eine Nebenstimme, noch mehrfach im Bereich von Wasser und Himmel in der Bildkomposition wieder.
Einen großen Teil seiner späten Landschaften erschafft Christian Rohlfs auf seiner Terrasse am Ufer des Lago Maggiore. Im Jahr 1929 mietet der Künstler die oberste Wohnung eines Hauses, der „Casa Margot“, und lässt sich dauerhaft dort nieder, bis zu seinem Tod 1938 wird er bis auf jeweils wenige Wintermonate in Hagen den gesamten Jahresverlauf dort verbringen. Ihn inspiriert nicht nur das Panorama der hinter dem See aufragenden Bergketten, sondern insbesondere die sich stetig wandelnden Farben und Lichtstimmungen im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten und der wechselhaften Wetterbedingungen. Helene Rohlfs schildert die Atmosphäre, in der auch das vorliegende Werk entstanden sein könnte: „An Sommerabenden saßen wir meist mit Freunden auf der Terrasse und erlebten bei anregenden Gesprächen die farbige Nacht. Und wie viele Abende saßen wir schweigend auf der Brüstung und beobachteten, wie über den schimmernden Randlinien des Monte Tamaro der Himmel heller wurde, endlich der Mond erschien und die Welt mit seinem Licht erfüllte […].“ (zit. nach: Achim Sommer, Christian Rohlfs bei der Arbeit, in: Ausst. Kat. Emden/Münster 1999/2000, op. cit., S. 22).
Werkverzeichnis
Vogt 28/14
Zertifikat
Mit einer Echtheitsbestätigung von Paul Vogt, Essen, vom 12.7.2007
Provenienz
Galerie Margret Heuser, Düsseldorf; Privatbesitz Rheinland
Ausstellung
München/Wuppertal 1996 (Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung/Von der Heydt-Museum), Christian Rohlfs, Kat. Nr. 117 mit ganzseitiger Farbabb.; Emden/Münster 1999/2000 (Kunsthalle/Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte), Christian Rohlfs. Das Licht in den Dingen - Späte Temperabilder, Kat. Nr. 32 mit ganzseitiger Farbabb. S. 65