Lot 324 D

Marie Laurencin - Deux jeunes filles, mantille et noeud rouge

Auktion 1070 - Übersicht Köln
03.06.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 45.000 €

Marie Laurencin

Deux jeunes filles, mantille et noeud rouge

Aquarell, Bleistift und Tusche auf weißem Aquarellpapier 45 x 36,2 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Tuschfeder signiert 'Marie Laurencin'. - Rückseitig am Rand umlaufend fest auf Unterlagekarton montiert.

Schlanke, hochgewachsene Figuren, geformt aus geschwungenen Linien, hochovale Gesichter mit tiefen, dunklen mandelförmigen Augen und scharf akzentuierten Nasen - es ist der unverkennbare Körper- und Gesichtstypus, der Marie Laurencins Öl- und Aquarellmalereien zu ihrer charakteristischen Formensprache verhilft. Reale und imaginäre Porträts vornehmer Damen, graziler Mädchen oder anmutiger Balletttänzerinnen bilden ihr bevorzugtes Sujet. Trotz Laurencins bewegtem Leben zeichnet sich ihr umfangreiches Oeuvre durch eine außergewöhnliche Eigenständigkeit aus und zeugt von ihrer selbstbewussten künstlerischen Haltung. Zweifelsohne zählt sie zu den wichtigen Künstlerinnen des zwanzigsten Jahrhunderts.
Im Umfeld der „bande Picasso“ kam Laurencin früh in Kontakt mit jenem Kreis von Künstlern und Schriftstellern, aus dem die kubistische Bewegung erwachsen sollte. Zwar beteiligte sich die Künstlerin intensiv an der theoretischen Debatte dieser Kreise, Eingang in ihr Werk fanden die kunsttheoretischen Überlegungen des Kubismus jedoch nur bedingt.
1907 begann Laurencin eine sechs Jahre währende Liaison mit Guillaume Apollinaire, den sie während ihrer ersten Ausstellung im "Salon des Indépendants" kennenlernte. Er sollte einer ihrer stärksten Fürsprecher werden und würdigte ihre künstlerische Unabhängigkeit prominent in seinen 1913 erschienenen „Les peintres cubistes“. Gertrude Stein erwarb die erste Fassung von Laurencins Schlüsselwerk „Apollinaire et ses amis“ (Marchesseau 48), das die Künstlerin im Kreise von Guillaume Apollinaire, Pablo Picasso und Fernande Olivier zeigt. (heute im Baltimore Museum of Art; die zweite Fassung aus dem Jahr 1909, Marchesseau 49, befindet sich im Pariser Centre Georges Pompidou).
Im Laufe der 1910er Jahre fand Marie Laurencin zu ihrer unverwechselbaren Bildsprache. Die zwei jungen Mädchen mit Mantille und Schleife sind ein herausragendes Beispiel für ihre feinsinnige Beschäftigung mit dem Grenzbereich von Figuration und Abstraktion. Subtil deutet die Künstlerin die Auflösung der beiden Halbfiguren im Bildraum an und fasst die Mädchen in typischer Manier mit zarter Farbigkeit im fragilen Zwischenraum von Erscheinen und Verschwinden.

Zertifikat

Die Arbeit ist im Archiv von Daniel Marchesseau, Paris, verzeichnet; wir danken ihm für bestätigende Auskunft.

Provenienz

Galerie Paul Pétridès, Paris (mit dem Galerie-Aufkleber auf dem Unterkarton), vom Vorbesitzer dort in den 1980er Jahren erworben.