Erich Heckel
Kleine Berglandschaft
1962
Tempera auf Leinwand 70,5 x 64,3 cm Gerahmt. Unten rechts braun signiert und datiert 'Heckel 62' sowie rückseitig auf der Leinwand ebenso signiert und datiert und zusätzlich mit braunem Pinsel auf dem Keilrahmen signiert und betitelt 'Heckel: Kleine Berglandschaft'.
Unter Erich Heckels Landchaften bildet das Panorama von Gebirgsketten und alpinen Bergformationen ein immer wiederkehrendes Sujet. Bereits im Zuge seiner Reisen der 1920er und 1930er Jahre entdeckte Heckel dieses Thema für seine Kunst. Aus großer Distanz lenkt der Künstler den Blick des Betrachters durch die Landschaft und präsentiert ihm das Wesen der durch den Maler unmittelbar erlebten Natur. Die geschaute Wirklichkeit ist die Grundlage von Heckels Kunst - der Moment des Augenblicks, eines Getroffenseins nicht nur des Auges und Intellekts, sondern auch das Gefühls.
Der Dialog mit den Motiven der Hochgebirgswelt kommt in Heckels Spätwerk am prominentesten zum Tragen und findet hier seine vielleicht komplexeste Form. Im Vergleich zu seinen früheren Berglandschaften legt Heckel der vorliegenden Arbeit eine kompakte, beinahe strenge Komposition zugrunde. Der klar strukturierte Bildaufbau, die starke Vereinfachung der Formen und die zarte Palette lassen ein souveränes Gefüge von Linien und Flächen entstehen, das gleichsam von höchster Lebendigkeit ist. Meisterhaft gelingt es Heckel einzelne Bildelemente miteinander zu verknüpfen, kleinere und größere Flächen ineinander aufgehen zu lassen. Gelblich-grüne Wiesen und in Grauschattierungen aufgebaute Gesteinsformationen kontrastiert Heckel mit dem zarten Blau des Gebirgssees und den leuchtend blauen Bergformationen im Bildhintergrund. Die gleichmäßig kühle Farbigkeit betont die einzelnen Formen und ihr Verhältnis zueinander. Gekonnt bricht Heckel den hermetischen Bildaufbau im Rhythmus fließend bewegter Flächen und relativiert die Massivität der Gebirgslandschaft durch seine weiche, amorphe Linienführung.
Spiegelbildlich zu seinem eigenen Rückzug aus der alltäglichen Rastlosigkeit entziehen sich Heckels letzte Landschaften ihren konkreten Kontexten von Zeit und Raum und erlauben einen beinahe privaten Blick auf den späten, angekommenen Heckel (vgl. Christine Remm, Meditationen zu Struktur, Fläche und Ornament - Zu den späten Naturbildern, in: Ausst. Kat. Erich Heckel, Schleswig/Berlin 2010/11, S. 159 f.).
Werkverzeichnis
Vogt 1962/1
Zertifikat
Wir danken Hans Geissler und Renate Ebner, Nachlass Erich Heckel - Erich Heckel Stiftung, Hemmenhofen, für ergänzende Auskünfte. Das Gemälde ist im Archiv verzeichnet.
Provenienz
Vom Vorbesitzer direkt beim Künstler erworben (1971), seitdem Privatsammlung Süddeutschland