Max Liebermann
Bildnis eines unbekannten Herrn mit Kneifer und Zigarre
1923
Öl auf Leinwand 86,3 x 72 cm Gerahmt. Oben rechts braun signiert und datiert 'M. Liebermann 1923'. - Mit einem alt restaurierten (mit Leinwandflicken hinterlegten) kleinen Loch in der Mitte des linken Randes; am unteren Rand mit vereinzelten Retuschen.
Mitte der 1920er Jahre war Max Liebermann ein gesuchter Porträtmaler. Es war die sensible Kombination aus psychologischer Eindringlichkeit und Distanz, die ihn zum gefragten Porträtisten machte. Frei von Sentimentalität konzentrierte er seinen Blick auf den Menschen. Mit dem Ziel, das Charakteristische des Individuums herauszuarbeiten, suchte er dessen äußere Erscheinung und Mentalität zu betonen ohne diese zu beschönigen.
Im Gespräch versuchte der Künstler sich dem spezifischen Temperament des Porträtierten anzunähern, um dieses anschließend in der Ausgestaltung von Gesicht und Körperhaltung zum Ausdruck zu bringen. Der Status der Dargestellten wird dabei meist nicht ersichtlich: Ob Albert Einstein, Gerhard Hauptmann oder Paul von Hindenburg - Liebermann malte sie alle vor einer neutralen Wand, ausgestattet mit nur wenigen Attributen oder gleich gänzlich ohne diese. Als eines von etwa zweihundert Porträts herausragender Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft ist die vorliegende Arbeit ein aufschlussreiches Zeugnis für bürgerliche Repräsentation im Deutschland der 1920er Jahre.
Werkverzeichnis
Eberle 1923/10
Zertifikat
Mit einer Photo-Expertise von Hans-Jürgen Imiela, Mainz, vom 24.5.1978
Provenienz
478. Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung, Kunst des XX. Jahrhunderts, 26./27.5.1964, Kat. Nr. 383 mit Abb. Tafel 26; Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf; Privatbesitz Süddeutschland