Ernst Wilhelm Nay
Harfespielerin
1948
Öl auf Leinwand. 70 x 55 cm. Gerahmt. Signiert und datiert 'Nay.48.'. Rückseitig auf dem Keilrahmen signiert und betitelt 'NAY - Harfespielerin' sowie auf der Leinwand datiert '1948'. - Mit leichten Altersspuren.
Die „Harfespielerin“ zählt zu einer kleinen Werkgruppe Ende der 1950er Jahre, deren Bildaufbau Werner Haftmann mit einer „kreisenden Beweglichkeit“ umschreibt. Als Leitbild dieser Gruppe benennt er das Gemälde „Harfespielender David“, das im gleichen Jahr wie das vorliegende Werk entstand. Figur und Harfe sind jeweils im linken Bildraum gegenständlich dargestellt und bewegen sich fließend in eine abstrakte Bildkomposition hinein. „Die Bewegungsströme und Strudel […] lösen sich jetzt aus der Farbhaut und organisieren sich in selbstständigen, graphisch hart bestimmten Kurven, Arabesken und Schleifen. Das Formale überwiegt. Die Linie trägt die Bewegung. Sie setzt mit Schwüngen und Schleifen die Fläche in eine umtreibende Bewegung und schwingt unruhig in sich zurück. Das Beunruhigte und Konvulsivische dringt auch in die Gestaltzeichen ein.“ (Werner Haftmann, E.W. Nay, Köln 1991, S.148-150).
Sowohl in ihrer bildlichen Gestaltung als auch in der Farbkomposition stehen die Werke in Beziehung zueinander. Das Kolorit ist in kalten, matten Tönen gehalten, was im Falle der „Harfespielerin“ insbesondere durch ein klares Weiß und dem Zusammenspiel von Blaugrün und Braun offensichtlich erscheint. So wird ihre „Prunkhülle der Farbe, die mit ihrer Schönheit die Formspannungen verdeckte, abgestreift. Skelett und Sehnenwerk des Bildleibes liegen klar zutage und die Dialektik des Bildes entsteht aus der Härte der Konstruktion und der furiosen Dynamik der Bewegungsstrategien“. (Werner Haftmann, E.W. Nay, Köln 1991, S.150)
Werkverzeichnis
Scheibler 444
Provenienz
Privatsammlung, Süddeutschland
Ausstellung
Köln 1954 (Galerie Der Spiegel), Ernst Wilhelm Nay, Ausst.Kat.Nr.10