Konrad Klapheck - Gefährliche Liebschaften (Les liaisons dangereuses) - image-1

Lot 613 D

Konrad Klapheck - Gefährliche Liebschaften (Les liaisons dangereuses)

Auktion 1071 - Übersicht Köln
04.06.2016, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 120.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 334.800 € (inkl. Aufgeld)

Konrad Klapheck

Gefährliche Liebschaften (Les liaisons dangereuses)
1968

Öl auf Leinwand. 125 x 110 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert und datiert 'Klapheck 68'.

Konrad Klaphecks Kunst zeigt eine besondere Faszination für Maschinen und technische Apparaturen. Seiner klaren, sachlichen Maltechnik haftet dabei eine Präzision an, die das Mechanische der Objekte unterstreicht, gleichzeitig aber ihrer eigentlichen Funktionalität keine Bedeutung zukommen lässt. Losgelöst von ihrem üblichen Kontext erscheinen die trivialen Gegenstände des Alltags monumentalisiert, ein stilistisches Mittel, das Klapheck zu einem Vorläufer der Popart macht. Ferner haftet den Motiven etwas Surreales an, in dem sie, zumeist durch Ihre Titel, assoziativ zu menschlichen Verhaltensmustern in Beziehung gestellt werden. Die Objekte werden hierdurch zu Persönlichkeiten und ihre Mechanik zu einem Teil von dieser.

In dem Gemälde `Les Liaisons dangereuses (Gefährliche Liebschaften)' zeigt der Künstler die Verbindung eines Telefonapparats mit einem Drehstuhl. Die innige Beziehung zwischen ihnen entsteht durch das Telefonkabel, welches elegant um das Bein des Stuhles gewunden ist.
Stilistisch erinnert die Form der Sitzfläche, auf welcher das Telefon ruht, an eine Récamière. Diese formale Ähnlichkeit des Stuhls mit dem französischen Möbel verweist charmant auf das literarische Vorbild des Titels. Der direkte Bezug zu dem Roman von Choderlos de Laclos (1782), verleiht der Komposition zusätzliche Eleganz und intensiviert die Beziehung der dargestellten Objekte.
Klapheck, der stets das Mysterium der Maschinen zu erforschen suchte, erschuf mit dieser Darstellung eine intime Verbindung zweier lebloser Gegenstände und unterstreicht diese zusätzlich durch seine geheimnisvolle Namensgebung. „[…] sie (die Titel) transzendieren das Objekt. Sie humanisieren es oder unterstellen ihm eine humane Assoziation. Auffällig ist die Betonung sei es des Maskulinen, sei es des Femininen, sei es des Männlich-Weiblichen. Gern erläutert der Künstler gesprächsweise derartige Anthropomorphie seiner Maschine: dies sei für ihn der Kopf, dies der Busen, dies das Becken - ohne dass er besonderen Wert darauf legt, dass das auch für andere oder jedermann ersichtlich ist. So verweist er selbst seine maschinellen Geschöpfe in den Bereich des Libidinösen: Objekte zwischen Fetisch und Libido.“ (Werner Schmalenbach, Konrad Klapheck, Objekte zwischen Fetisch und Libido, in: Arturo Schwarz, Klapheck, Mailand 2002, S. 66).

Werkverzeichnis

Pierre 195

Provenienz

Galerie Claude Bernard, Paris; Galerie Charles Kriwin, Brüssel (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Belgien

Ausstellung

Rotterdam 1974 (Museum Boyman-van Beuningen), Brüssel 1974/1975 (Palais des Beaux-Arts), Düsseldorf 1975 (Städtische Kunsthalle), Konrad Klapheck, Ausst.Kat.Nr.62, S.142 mit Abb.
New York 1969 (Sidney Janis Gallery), Konrad Klapheck, 35 Paintings, Ausst.Kat.Nr.24 mit Abb.