Lot 645 D

Marwan vermag mit seinen Gesichtern eine Bildarchitektur des Kopfes zu entwerfen, die eindrucksvoll die tiefliegenden Gefühle des Dargestellten nach außen kehrt. Feinfühlig, doch zugleich kraftvoll, spiegelt er eine Seelenlandschaft wieder und erschafft so eine sehr persönliche Form der Portraitmalerei. „In den Köpfen Marwans ist auf diese Weise ein Bild des Menschen aufgehoben, das sich diametral zu den täglichen auf jeden einzelnen einstrahlenden Werbegesichtern verhält, deren wahre Gestalt überblendet ist vom billigen Schein künstlicher Schönheit. Entgegen dieser Sintflut an gleichgemachten, überpuderten, retuschierten, weggepixelten und allem Leben beraubten Körperwelten der Werbebilder, erzählen Marwans Gesichter von den tief verankerten Spuren des Erlebens, vom stillen Glanz der Scham, von inneren Kämpfen, vielfältigen Brüchen, der Verzweiflung, dem sanften Schmerz der Sehnsucht, einer Einsamkeit inmitten der Fülle, dem Reifen, der Erfahrung und einem tiefen Erkennen, dass sich aus all dem erst die ganze Gestalt des Menschen bildet und aufrecht erhält.“ (Guido Faßbender, Die Dunkelkammer der Gestalt, in: Jörn Merkert (Hg.) Marwan, Ausst.Kat. Museum of Modern Art Bagdad 1980, Berlin 1980, S.111)