Jacob Jordaens - Allegorie der Wissenschaft: Minerva und Chronos schützen die Wissenschaft vor Neid und Unwissenheit - image-1

Lot 1027 Dα

Jacob Jordaens - Allegorie der Wissenschaft: Minerva und Chronos schützen die Wissenschaft vor Neid und Unwissenheit

Auktion 1029 - Übersicht Köln
17.05.2014, 11:00 - Sammlung Hofstätter
Schätzpreis: 300.000 € - 350.000 €
Ergebnis: 488.000 € (inkl. Aufgeld)

Jacob Jordaens

Allegorie der Wissenschaft: Minerva und Chronos schützen die Wissenschaft vor Neid und Unwissenheit

Öl auf Leinwand (doubliert). 99 x 113 cm.

Diese bisher nicht bekannte „Allegorie der Wissenschaft“ von Jacob Jordaens ist eine zweite, eigenhändige Fassung seines Gemäldes in Kopenhagen, Statens Museum for Kunst (117 x 164 cm). Das etwas größere Kopenhagener Bild, ursprünglich auf Holz gemalt und später auf Leinwand übertragen, ist oben um 18 cm beschnitten. Was diesem Bild oben fehlt, ist auf unserem zu sehen - und umgekehrt, da unseres am linken Bildrand um 13 cm verkleinert worden und Venus dadurch nicht mehr vollständig wiedergegeben ist. Sowohl in seinem Malduktus und seiner Komposition als auch in der Farbigkeit ist unser Bild, ebenso wie das Kopenhagener, um 1617 zu datieren. Jordaens hatte sich 1615 als selbständiger Maler in Antwerpen niedergelassen und hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Mitarbeiter oder Schüler.

Die Komposition zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Ikonografie aus. Die Kernaussage ist eine Verherrlichung der Wissenschaft, die durch einen bärtigen alten Mann im Zentrum der Komposition verkörpert wird. Als einzige Figur ist er in der zeitgenössischen Kleidung des 17. Jahrhunderts gewandet, umgeben von mythologischen, überwiegend nackten Gestalten. Neben dem bärtigen Mann, der sich über einen Globus beugt und in dem eine Darstellung des berühmten Kartografen Gerard Mercator vermutet wurde (Ausst.-Kat. Brüssel und Kassel, a.a.O.), steht eine junge Frau, die in ein Tierfell gehüllt ist und als Allegorie der Geometrie gedeutet wird. Eindeutiger ist die Figurengruppe am rechten Bildrand: Athena, die Göttin der Weisheit, bekämpft die stehende Figur des Neides, erkennbar an den Schlangenhaaren, sowie die bereits am Boden liegende Unwissenheit. In einem niedrigen, von zwei Putten gezogenen Wagen sitzt ein nackter Mann, der ein Füllhorn mit Perlen und Korallen in den Händen hält, früher als Neptun, in der jüngeren Forschung als Chronos gedeutet. Über dem bärtigen Mann ist die Allegorie der Fama erkennbar, die mit einer Posaune den Ruhm der Wissenschaft verkündet. Schließlich ist am linken Bildrand lediglich der Kopf einer Frau erkennbar, bei der es sich um Fortuna handelt, die Gold und Münzen in Richtung des Gelehrten wirft. Für die komplexe Kombination verschiedener Allegorien und Personifikationen dürften Jordaens seine flämischen Zeitgenossen Rubens und Abraham Janssens als Vorbild gedient haben.
Wir danken den Kuratoren der Ausstellung "Jordaens und die Antike" (Brüssel und Kassel 2012) für wissenschaftlichen Rat.

Literaturhinweise

Vgl. Ausst.-Kat. „Jordaens und die Antike“, Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel und Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel 2012/13, S. 80f, Nr. 28.