Leandro dal Ponte, gen. Leandro Bassano - BILDNIS EINES HERREN - image-1

Lot 1221 Dα

Leandro dal Ponte, gen. Leandro Bassano - BILDNIS EINES HERREN

Auktion 1020 - Übersicht Köln
16.11.2013, 00:00 - Alte Kunst und Sammlung Rau für UNICEF
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 97.600 € (inkl. Aufgeld)

Leandro dal Ponte, gen. Leandro Bassano

BILDNIS EINES HERREN

Öl auf Leinwand (doubliert). 119 x 91 cm.

Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich "Colonna" sowie Brandstempel "Fideikommiss Wesendonk".
Der aus einer weitverzweigten Künstlerfamilie stammende Leandro Bassano wurde wie drei seiner Brüder von seinem Vater Jacopo ausgebildet. Nach dem 1592 erfolgten Tod seines Vaters und des ältesten Bruders Francesco setzte Leandro den typisch „bassanesken“ Stil fort, entwickelte aber als einziger der Söhne Jacopos einen durchaus eigenen Stil, der sich durch klare Konturen und eine hellere Farbpalette auszeichnet. Seit spätestens 1588 war Leandro in Venedig ansässig, wo er u. a. Dekorationsaufträge für den Dogenpalast erhielt.
Daneben malte Leandro Altarbilder, religiöse Historien und Porträts. Beim vorliegenden Bildnis konnte die Identität des Dargestellten bislang nicht aufgedeckt werden, wie auch die Bedeutung der kleinen Glocke mit der teils schwer lesbaren Inschrift „[..] van / [… (Dat.?)] Benedict“ unklar bleibt. Der betonte Zeigegestus macht jedoch deutlich, dass die Glocke einen Hinweis auf den Rang oder die Profession des Dargestellten bildet. In Bassanos vergleichbarem Bildnis des venezianischen Bildhauers Tiziano Aspetti in der Royal Collection, London, verweist dieser auf ein Modell seiner Skulptur des Herkules. In beiden Gemälden konzentriert sich die Lichtführung vor einem dunklen Hintergrund auf den Kopf und die Hände. Beide Dargestellten werden in eleganter Kleidung wiedergegeben und stehen vor einem Tisch, der mit einem kostbaren orientalischen Teppich bedeckt ist. Anders aber als bei dem Gemälde der Royal Collection wird beim vorliegenden Bild der räumliche Hintergrund mittels Wänden und Decke sowie einem grün bezogenen Stuhl näher definiert und der Dargestellte somit in einem konkreten Ambiente wiedergegeben.
Im 19. Jahrhundert befand sich unser Bildnis in der Sammlung des Kaufmanns Otto Wesendonck und seiner Frau Mathilde, die vor allem als Geliebte von Richard Wagner Bekanntheit erlangte. Nach ihren Texten vertonte der Komponist die berühmten fünf Wesendonck-Lieder.
Wir danken Prof. Bernard Aikema, Verona, der die Eigenhändigkeit des Gemäldes auf der Grundlage einer Photographie bestätigt hat.

Provenienz

Sammlung Otto und Mathilde Wesendonck. - Provincial-Museum Bonn (heute LVR Rheinisches Landesmuseum). - 376. Lempertz-Auktion, Köln, 27.11.1935, Lot 3. - Rheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Katalog des Provinzial-Museums in Bonn, 2. Aufl., Bonn 1927, Nr. 7.