Anselm Reyle - Ohne Titel - image-1

Lot 813 R

Anselm Reyle - Ohne Titel

Auktion 1022 - Übersicht Köln
27.11.2013, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 67.100 € (inkl. Aufgeld)

Anselm Reyle

Ohne Titel
2006

Acryl, Acrylglas und Spiegelfolie auf Nessel. 242 x 191 cm. Gerahmt. Rückseitig auf dem Nessel signiert und datiert 'A.Reyle 2006'.

„Alles bei Reyle ist Farbe, Form, Textur, Oberfläche, insofern er mit seinen Werken eine neue Faszination für Materialien und Oberflächenreize schafft. […] Reyle nähert sich dieser prosaischen Welt sehr zeitgemäßer industriell produzierter Werkstoffe mit malerischen Methoden. In den Spiegelbahnen der Streifenbilder lassen sich farbig verspiegelte Autofenster wiederfinden. Autolacke, die sonst oberhalb tiefliegender Felgen für ein gewisses Flair sorgen, nutzt Reyle fürs eine Acrylglas-Wandobjekte, in denen plissierte und zerknüllte Aluminiumfolien filigran verdreht den Raum spiegeln. Der Glamoureffekt dabei gilt im Avantgardekontext als fragwürdig, wenn nicht gar als Tabu. Reyles Werke wissen gleichsam um den Blick des Betrachters, sie wirken anziehend, sind bewusst unpolitisch, dafür aber spektakulär und elegant.“ (Dirk Luckow, Reine Formsache, in: Anselm Reyle, Mystic Silver, Ausst.Kat. Deichtorhallen Hamburg, Centre National d'Art Contemporain, Grenoble, 2012, S.15,16,17)

„Reyle spielt mit der Abstraktion der Nachkriegszeit und macht sich über formalistische Konventionen lustig, beispielsweise in seinen minutiös ausgeführten vertikalen Streifenbildern. Einige von ihnen erinnern an Arbeiten von Kenneth Noland oder Gene Davis. Dabei verwendet Reyle eher harsche Farbkombinationen. Seine Streifen weisen ganz unterschiedliche Texturen auf, von Silberfolie bis hin zu glitzernder Modelierpaste, und haben wenig mit dem Color-Field-Stil gemein. […] Stattdessen nimmt er die Proto-Pop-Empfindsamkeit der Nouveaux Réalistes auf - insbesondere von Yves Klein und Arman - und bedient sich der Herangehensweise der Künstler der Gruppe Zero, deren deutsche Gründer Heinz Mack und Otto Piene in den 1960er und 1970er Jahren mit Licht (natürlichem und künstlichem) und außergewöhnlichen Industriematerialien und -verfahren experimentierten. Vor allem fühlt er sich der kalifornischen Abstraktion verwandt.“ (David Ebony, Archäologischer Meltdown, in: Anselm Reyle, Mystic Silver, Ausst.Kat. Deichtorhallen Hamburg, Centre National d'Art Contemporain, Grenoble, 2012, S.29/30)

Provenienz

Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin; Privatsammlung, Deutschland