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Lot 949 Dα

Bedeutende Commode époque Louis XIV

Auktion 1075 - Übersicht Köln
18.11.2016, 17:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 81.840 € (inkl. Aufgeld)

Bedeutende Commode époque Louis XIV

Schildpatt, graviertes Messing und Ebenholz auf Weichholz und Eiche, vergoldete ziselierte Bronze- und punzierte Messingbeschläge. Höfische Kommode mit drei Schüben in drei Reihen mit der Optik von sechs Schüben. Die Frontmitte und die gerundeten Ecken betont durch Marketerie und Bronzebeschläge. Die hinteren Ecken pilasterähnlich vorkragend. Alle Architekturteile durch profilierte Messingbänder voneinander abgesetzt. Ältere Restaurierungen über Rissen und Fehlstellen, einige Stellen mit Ablösungen der Messingeinlagen, Klebespuren, Rückwand ersetzt. H 81, B 133, T 65,5 cm.
Paris, um 1710, Nicolas Sageot, zugeschrieben.

Diese mit reicher Boullemarketerie in Premierpartie mit rot hinterlegtem Schildpatt gearbeitete, elegant geschwungene Kommode mit ihren auf die Marketerie abgestimmten Beschlägen reiht sich in eine große Zahl fast identisch gearbeiteter Möbel aus dem Werk Nicolas Sageots ein. Trotz der Bekanntheit der Möbel war die Zuordnung an Sageot nicht einfach, weil es sehr wenige gestempelte Möbel von ihm gibt und seine Stücke genau wie die aller seiner Konkurrenten einem modischen Zeitgeist entsprechen. Demzufolge waren einige ursprünglich Noel Gerard zugeschrieben.

Dieses Exemplar entspricht der seit wenigen Jahren bekannten Typologie von Sageots Möbeln. Die Schübe sind jeweils mit dem identisch symmetrischen Marketeriebild versehen, das sich auch auf den Seiten findet, gekennzeichnet durch reiches Blattwerk, Ranken und kleine Käfer. Die Platte bietet ein ähnliches Bild. Festons mit Blumen, Bandelwerk, verschiedene Tierdarstellungen und Maskarons umrahmen ein Mittelmedaillon mit der Darstellung des Urteil des Midas im musikalischen Wettstreit zwischen Apoll und Pan. (Apoll gewinnt, dies wird von Midas angezweifelt, und Apoll verwandelt seine Ohren in Eselsohren.) Die Marketerie folgt Vorlagen von Jean Bérain.

Nicolas Sageot, 1706 Meister geworden, gilt neben André Charles Boulle als einer der bedeutendsten Ebenisten seiner Zeit. 1711 heiratete er Marie-Brigitte, die Tochter des Ebenisten Jacques Roussel. 1720 schloss er seine Werkstatt und verkaufte seine Warenbestände. Geistig umnachtet lebte er ab 1723 bis zu seinem Tod 1731 in einer Nervenheilanstalt.

Bedeutende Möbel Sageots befinden sich im Musée National de Château Versailles, im Musée du Petit Palais, im Königspalast in Stockholm, im Bayerischen Nationalmuseum in München, in der Residenz Ansbach, im Victoria & Albert Museum London, in der Wallace Collection, im Rijksmuseum Amsterdam und im Museum Staatliche Eremitage St. Petersburg.

Provenienz

Belgische Privatsammlung

Literaturhinweise

Zum Ebenisten s. Kjellberg, Le Mobilier Français du XVIIIe Siècle, Paris 1989, S. 807 f.
Ein Möbel mit nahezu identischer Gestaltung in Contrepartie versteigert Sotheby's, London, 15. Juli 2015, Lot 14.
Vgl. Platte eines Bureau plat mit nahezu identischer Gestaltung in Contrepartie in der Wallace Collection London, bei Hughes, The Wallace Collection, Collection of Furniture, Band 2, London, 1996, S. 793.
Eine weitere Nicolas Sageot zugeschriebene Kommode mit nahezu identisch gestalteter Front in der Residenz Ansbach, bei Pfeil, Die Möbel der Residenz Ansbach, München, 1999, Nr. 5.