Pieter Fransz. de Grebber - Maria Magdalena - image-1

Lot 1049 Dα

Pieter Fransz. de Grebber - Maria Magdalena

Auktion 1076 - Übersicht Köln
19.11.2016, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alte Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €
Ergebnis: 39.680 € (inkl. Aufgeld)

Pieter Fransz. de Grebber

Maria Magdalena

Öl auf Leinwand (doubliert). 98,5 x 79,5 cm.
Monogrammiert Mitte links: P DG (DG ligiert).

Pieter de Grebber stellt die reuige Sünderin als nahezu lebensgroße sitzende Halbfigur dar. Sie hat ihre Hände auf ihren Schoß gelegt und blickt zu einem Kruzifix, das an einem Felsen gelehnt ist. Der Hintergrund ist neutral gestaltet, nur der Felsen, der die Figur leicht verdeckt, definiert den Bildraum. Dieser grau-grüne Hintergrund dient als Folie, vor der die weibliche Figur mit ihrem hellen, mit flüssigen Pinselstrichen gemalten Inkarnat und ihren in kraftvollen leuchtenden Farben gestalteten Bekleidung besonders wirkungsvoll zur Geltung kommt.
Pieter de Grebber, der gemeinhin den sogenannten holländischen Klassizisten zugeordnet wird, ist eine interessante Künstlerpersönlichkeit. Er war ein hoch geschätzter Künstler, der Aufträge vom Statthalter Frederick Hendrik erhielt und zu jenen Künstlern zählte, die den Oranjezaal in Huis ten Bosch in Den Haag mit monumentalen Malereien ausstatteten. Er war jedoch auch Katholik und malte für Kirchen in Flandern sowie für sogenannte Schuilkerken in den calvinistischen nördlichen Provinzen - katholische Kirchen, die von außen nicht als Gotteshäuser erkennbar sein durften. Biblische Themen und Heiligendarstellungen wie die vorliegende Heilige Maria Magdalena zählten entsprechend zu seinem Repertoire. Er lernte bei seinem Vater und bei Hendrick Goltzius. Wie andere Künstler seiner Generation wurde er von Rembrandt beeinflusst. Darüber hinaus prägten ihn auch die Utrechter Caravaggisten sowie Peter Paul Rubens, den er bei einem Aufenthalt in Antwerpen kennenlernte. Der virtuose Pinselstrich, das leuchtende Kolorit, die halbfigurige Darstellung der Heiligen, der neutrale Bildhintergrund - all diese Bildelemente zeugen von diesen verschiedenen künstlerischen Einflüssen.
Diese Hl. Maria Magdalena steht in engem Zusammenhang zu einer Zeichnung, die sich im Kupferstichkabinett, Berlin, befindet, sowie einem seitenverkehrten Stich, den der Künstler selbst angefertigt hat (zur Zeichnung vgl. Elfried Bock und Jakob Rosenberg: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Die niederländischen Meister, Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Berlin 1930, S. 146, Nr. 247). Die Zeichnung (Abb. 1) entspricht in der Figurendarstellung in allen Details dem vorliegenden Gemälde. Allein das Kruzifix fehlt, und die Kontur des Felsens ist anders als im Gemälde durch herunterhängende Pflanzen aufgelockert. Auf dem seitenverkehrten Stich (Abb. 2) trägt die Heilige eine Halskette, ihr Schleier ist zudem nicht transparent. Zu vermuten ist, dass Pieter de Grebber die Zeichnung nach dem Gemälde angefertigt hat, um sie als Vorlage für den Stich zu verwenden.

Provenienz

Süddeutsche Privatsammlung.