Francesco Solimena - Geburt Christi mit Engeln - image-1

Lot 1111 Dα

Francesco Solimena - Geburt Christi mit Engeln

Auktion 1076 - Übersicht Köln
19.11.2016, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alte Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 52.080 € (inkl. Aufgeld)

Francesco Solimena

Geburt Christi mit Engeln

Öl auf Leinwand (doubliert). 218,5 x 169 cm.

Erst im Zuge einer kürzlich erfolgten Reinigung der verschmutzten Oberfläche konnte die Qualität der Ausführung des vorliegenden Gemäldes vollständig beurteilt werden. Nicola Spinosa hat das Werk daraufhin als eigenhändige Arbeit Francesco Solimenas aus der Zeit um 1710 bestätigt und wird es in seinem 2017 erscheinendem Oeuvreverzeichnis entsprechend publizieren. Demzufolge handelt es sich um die eigenhändige Replik eines nur wenig größeren Gemäldes, das 1976 von der Galerie Heim ausgestellt und 1993 von Nicola Spinosa publiziert wurde (op. cit., S. 107, Nr. 25).
Francesco Solimena, einer der bedeutendsten Vertreter der neapolitanischen Barockmalerei, erfuhr seine erste Ausbildung durch den ebenfalls als Maler tätigen Vater Angelo Solimena in seiner Heimatstadt Canale di Serino. 1674 zog Francesco in die Metropole Neapel, wo er seinen eigenen, in kurzer Zeit äußerst einflussreichen Stil entwickelte, der sich zwischen der neapolitanischen Tradition der Helldunkelmalerei und der eher klassizistisch orientierten, helleren Malweise Carlo Marattas und seiner Schule bewegte. Die überragende Bedeutung Solimenas zeigt sich auch in den zahlreichen Aufträgen, die er aus dem nördlichen Europa erhielt. So gehörten u.a. Kaiser Karl VI., Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein, der Mainzer Kurfürst Lothar Franz von Schönborn oder Prinz Eugen zu seinen Aufraggebern.
Die großformatige „Geburt Christi mit Engeln“ ist auf etwa 1710 zu datieren und gehört damit zu einer Phase im Schaffen Solimenas, in der er sich stärker an Marattas römischem Stil und der klassizistisch ausgerichteten Bologneser Schule orientierte, worauf insbesondere die harmonische Komposition, die ausgewogenen Lichtverhältnisse und die Klarheit der Zeichnung hinweisen. Im Zentrum der Komposition liegt das neugeborene Kind in der Krippe, von Maria vorsichtig mit einem Tuch bedeckt. Zwei große Engel knien anbetend vor der Krippe, zwei kleinere Putten schweben Blumen streuend rechts darüber, damit kompositorisch ein Gegengewicht zur Madonna bildend. Hinter Maria steht Josef, in einen voluminösen gelben Mantel gehüllt und im Gestus der Ergriffenheit. In der rechten oberen Bildecke öffnet sich schließlich der Ausblick auf eine Nebenszene mit der Verkündigung an die Hirten.
Wir danken Nicola Spinosa, Neapel, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit. Prof. Spinosa wird das vorliegende Gemälde in sein in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis Solimenas als eigenhändige Arbeit des Künstlers aufnehmen (Korrespondenz liegt vor).

Provenienz

Galerie H. J. Brings, Berlin. - E. Remak, Berlin. - Düsseldorfer Privatsammlung. - Auktion Weinmüller, München, 24.6.1965, Lot 1452, mit Gutachten von Hermann Voss als eigenhändiges Werk Solimenas („von brillanter Helldunkelwirkung und vortrefflich in der Erhaltung“). - Sammlung Caesar und Ruth Pinnau, Hamburg. – Auktion Christie’s, London, 7.12.2010, Lot 27.

Literaturhinweise

Der Kunstwanderer, September 1926 - August 1927, S. 500 und 509, mit Abb. - Nicola Spinosa: Pittura napoletana del Settecento. Dal Barocco al Rococcò, Neapel 1993, S. 107, unter Nr. 25.

Ausstellung

Italienische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Ausstellung aus Berliner Besitz, Antiquitätenhaus Wertheim, Berlin, Mai-Juni 1927, Nr. 132.