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Lot 693 D

Gerhard Marcks - Fortuna

Auktion 1013 - Übersicht Köln
25.05.2013, 11:30 - Moderne Kunst und Sammlung Rau für UNICEF - 25. Mai 2013
Schätzpreis: 38.000 € - 42.000 €
Ergebnis: 56.120 € (inkl. Aufgeld)

Bronzeplastik, Höhe 151 cm. Auf der Oberseite des Sockels mit dem Signum des Künstlers versehen. An der hinteren Seitenkante des Sockels mit der Nummerierung 'III' und dem Gießerstempel "GUSS BARTH RINTELN". Einer von insgesamt 4 Güssen. - Mit gleichmäßiger dunkelbrauner Patina.

Werktagebuch Gips/Bronze 378; Rudloff 579

Wir danken der Bildgießerei Richard Barth, Rinteln, für freundliche Informationen

Laut Rudloff geht die Figur auf Modellstudien Gerhard Marcks' von 1949 zurück. Übernommen wird hier die Gewandhaltung des "Propheten" des Lübecker Figurenfrieses (vgl. Rudloff 513), eine weitere Ausprägung dieser Gewandfigur findet sich in "Eos II" von 1964 (vgl. Rudloff 833).

Im Jahr 1928 unternahm Gerhard Marcks zum ersten Mal eine Studienreise nach Griechenland, viele weitere Griechenland-Aufenthalte sollten in den 1950er und 1960er Jahren folgen. Die dort gesammelten Eindrücke insbesondere der antiken Stätten lieferten ihm lange Zeit maßgebliche Impulse für sein künstlerisches Schaffen. Nicht nur in seinen plastischen Werken, auch in Zeichnungen und druckgraphischen Arbeiten behandelte der Künstler immer wieder Themen der griechischen Mythologie.
Bei unserer lebensgroßen Fortuna könnte einzig der geflochtene Haarknoten an die aufwändigen Frisuren antiker Gewandfiguren erinnern; es weist sie kein Attribut als die Göttin des Glücks und Schicksals aus. Vielmehr zeigt sie sich als ernsthafte, nachdenklich in sich gekehrte Frau, deren nach innen gewandter Blick und die aufrechte Haltung ihr eine meditative Ruhe und Würde verleihen. Der fest um den Leib gezogene Umhang verhüllt, mit Ausnahme der halb entblößten Brüste, ihre Körperformen und gibt der Figur eine statuarische Geschlossenheit.
"Nach dem Krieg, zu Beginn der fünfziger Jahre, symbolisiert die 'Fortuna' neue Hoffnung. Doch es ist ein fragwürdiges Glück. Im Antikenverständnis von Gerhard Marcks steht 'Griechenland als Modellfall für Europa'. Es ist ihm Sinnbild für humane Werte und menschliches Leben im Gegensatz zu einer industrialisierten und technisierten Welt, in der das Bewußtsein für menschliche Maße und Proportionen verloren gegangen ist." (Gerhard Marcks und die Antike, Ausst. Kat. Pawlowsk/Bremen/Halle a.d. Saale 1993, S. 53).

Werkverzeichnis

Werktagebuch Gips/Bronze 378; Rudloff 579

Ausstellung

New York 1967 (Leonard Hutton Galleries), A Comprehensive Exhibition of Bronze Sculpture by Gerhard Marcks, Kat. Nr. 12 mit ganzseitiger Abb. S. 10 (anderes Exemplar); Pawlowsk/Bremen/Halle a.d. Saale 1993 (Palastanlage Pawlowsk/Gerhard-Marcks-Haus/Staatliche Galerie Moritzburg), Gerhard Marcks und die Antike, mit ganzseitiger Abb. o.S.; Jena 2004 (Stadtmuseum), Gerhard Marcks. Zwischen Bauhaus und Dornburger Atelier, Kat. Nr. I/30 mit ganzseitiger Abb. S. 77