Carl Wuttke - Römische Vedute mit der Piazza della Bocca della Verità - image-1

Lot 1567 Dα

Carl Wuttke - Römische Vedute mit der Piazza della Bocca della Verità

Auktion 1076 - Übersicht Köln
19.11.2016, 14:00 - Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhundert
Schätzpreis: 10.000 € - 12.000 €
Ergebnis: 12.400 € (inkl. Aufgeld)

Carl Wuttke

Römische Vedute mit der Piazza della Bocca della Verità

Öl auf Leinwand. 88,5 x 130 cm.
Signiert unten rechts: C. Wuttke Mchn..

Nach einer ersten Ausbildung an der Berliner Akademie sowie bei Angelo Quaglio in München hielt sich Carl Wuttke von 1874 bis 1876 in Italien auf, bevor er sein Studium 1880 an der Düsseldorfer Akademie abschloss und sich 1885 in München niederließ. Zahlreiche weitere Reisen führten den Künstler u.a. in die USA, nach Ägypten, Palästina, Russland, China und Japan. Von all diesen Reisen brachte Wuttke unzählige Studien und Skizzen mit, die er als Grundlage für seine im Atelier entstandenen Veduten heranzog, die sich durch ihr leuchtendes Kolorit, die überzeugend wiedergegebenen Lichtstimmungen und einen spontanen, pastosen Farbauftrag auszeichnen.
Auch bei dem vorliegenden Gemälde ist dieser pastose Farbauftrag vorzüglich erhalten. Die Vedute zeigt die Piazza della Bocca della Verità in Rom mit verschiedenen Bauwerken aus der Zeit von der Antike bis zum 17. Jahrhundert. Nahe dem linken Bildrand dürfte der Tempel des Portunus zu erkennen sein, dessen Fassade durch vier ionischen Säulen und einen Dreiecksgiebel gegliedert wird. Seit der Renaissance bezeichnete man den Bau fälschlicherweise als Tempel der Fortuna Virilis, worauf wohl der Name der benachbarten „Trattoria della Fortuna“ anspielt. Der heute noch erhaltene, um 100 v. Chr. erbaute Tempel, wurde im 9. Jahrhundert zu einer christliche Kirche umgewidmet, was wohl seine Zerstörung verhindert hat. Ganz rechts ist der Rundtempel des Hercules Victor zu erkennen, dem früher mit der Bezeichnung „Tempel der Vesta“ ebenfalls ein unzutreffendes Patrozinium zugewiesen wurde. Der um 120 v. Chr. errichtete, allseitig von Säulen umstandene Tempel ist der älteste erhaltene Marmorbau Roms. 1132 wurde der Tempel in eine dem hl. Stephanus geweihte Kirche umgewandelt, wodurch auch er der Zerstörung entging.
Zwischen diesen beiden aus der Antike stammenden Tempelbauten erkennt man die im 17. Jahrhundert im Auftrag von Papst Clemens XI. errichtete Fontana dei Tritoni, bei der die Brunnenschale von zwei Tritonen getragen wird - nicht zu verwechseln mit der Fontana del Tritone von Bernini auf der Piazza Barberini, die lediglich einen Triton zeigt. Schließlich sieht man noch hinter dem Brunnen den romanischen Turm der Kirche Santa Maria in Cosmedin, in deren Vorhalle sich die berühmte Bocca della Verità („Mund der Wahrheit“) befindet, von der auch die Platzanlage ihren Namen bezieht.

Provenienz

Sammlung Josef Oster (1866-1945), Aachen, seitdem im Erbgang an den heutigen Eigentümer.