Anton Mozart - DER TURMBAU ZU BABEL - image-1

Lot 1021 Dα

Anton Mozart - DER TURMBAU ZU BABEL

Auktion 1010 - Übersicht Köln
11.05.2013, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 250.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 305.000 € (inkl. Aufgeld)

Anton Mozart

DER TURMBAU ZU BABEL

Öl auf Kupfer. 43 x 56 cm.
auf der Hütte: AM (ligiert).

Im Vergleich zu den Augsburger Malerkollegen und Zeitgenossen Hans Rottenhammer, Johann König oder Mathias Kager ist das Werk von Anton Mozart immer noch weitgehend unbekannt. Dabei lobt ihn z. B. Philipp Hainhofer als "hervorragenden Landschaftsmaler" (Rudelius-Kamholz). Hainhofer war nicht nur ein berühmter Ebenist, er war gleichzeitig auch ein tüchtiger Kunstagent, der Bilder Mozarts an den Herzog von Pommern-Stettin und an Maximilian I. von Bayern vermittelte.

Unser Gemälde ist erst in jüngerer Zeit als Werk Mozarts identifiziert worden. Marion Rudelius-Kamholz hat in ihrer Dissertation bereits die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass es sich um ein Bild des Augsburger Malers handeln könnte und die frühere Zuschreibung an Marten Valckenborch (H. Minkowski, op. cit.) ebenso abgelehnt, wie vor ihr auch Alexander Wied. Sie erkannte in ihm zwar den Prototyp für alle Darstellungen Mozarts zu diesem Motiv (op. cit. S. 129), ohne jedoch die letzte Bestätigung zu wagen, da ihr das Bild nur anhand von Abbildungen bekannt war.

Das um 1600 allgemein beliebte Thema des Turmbau zu Babel - ein Sinnbild für die Hybris und göttliche Bestrafung des Menschen - ist in Mozarts Oeuvre über einen längeren Zeitraum in insgesamt vier Varianten zu finden. Bis auf eine auf Holz gemalte Fassung mit ähnlichen Maßen (heute in unbekanntem Privatbesitz, Kat. Nr. 1 A20) sind sie allesamt kleiner als unser Bild. Alle Varianten zeigen zwei auffällige Rampen, die in die höher gelegenen Stockwerke des Turmes führen. Im Vorder- und Mittelgrund der Kompositionen stellt Mozart neben Brennöfen, Mühlen, Bauhütten, Pferdewagen und Maultieren eine Fülle von Bauarbeitern dar, die Holz und Steine bearbeiten. Auf einer Anhöhe rechts im Bild sitzt König Nimrod auf seinem Pferd, begleitet von Dienern, die einen aufgespannten Sonnenschirm über ihn halten. Vor ihm breitet ein Baumeister die Pläne für das gewaltige Bauwerk aus.

Von allen Darstellungen Mozarts zu diesem Thema kommt eine Temperazeichnung auf Pergament im Berliner Kupferstichkabinett unserem Gemälde am nächsten (27 x 32 cm, signiert, 1606 datiert, KDZ 17 904). Der Hauptunterschied besteht aus einer Hügelkette, die die Berliner Komposition im Hintergrund abschließt, während sich unser Bild an dieser Stelle zum Meer hin öffnet. Es ist gerade diese Partie, die Mozarts Ruf als hervorragender Landschaftsmaler bestätigt. Mit äußerst zartem Pinsel und heller Farbe zeichnet er hier die fernen Schiffe und Ufer nach. Eine bebaute kleine Insel links oben erinnert an Venedig. Ein Aufenthalt Mozarts in der Lagunenstadt ist vermutet, aber nie bestätigt worden, doch seine Malerkollegen Rottenhammer und König waren dort. Evident ist der niederländische Einfluss, insbesondere von Pieter und Jan Brueghel d. J. sowie Lucas Valckenborch, obwohl Mozart - wie dieses Bild zeigt - durchaus eine eigene Handschrift entwickelt hat.
Die sichere Bestimmung dieses Gemäldes dürfte die Zuschreibung weiterer Werke an Mozart erleichtern, die bisher noch unter einem anderen Künstlernamen bekannt sind. Sein Monogramm hat er oft versteckt an ungewöhnlichen Stellen gesetzt.
Hier ist es das große A mit dem eingefügten kleineren M in dem Rundbogen auf dem Dach der Bauhütte.

Provenienz

Sammlung Klinkosch, Wien 1889. - Sammlung Sigmund Weiner, Wien 1903. - Sammlung Kofler, Luzern. - Kunsthandel D. Koetser, Zürich. - Belgische Privatsammlung.

Literaturhinweise

H. Minkowski: Turm zu Babel, 1991, S. 85 und 209, Nr. 339 (als M. van Valckenborch). - M. Rudelius-Kamholz: Der Augsburger Meister Anton Mozart, Inaugural Dissertation Köln 1995, S. 67, 129 u. 183.