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Lot 204 Rα

Max Liebermann - Strand in Nordwijk bei Sturm

Auktion 997 - Übersicht Köln
22.05.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 120.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 244.000 € (inkl. Aufgeld)

Max Liebermann

Strand in Nordwijk bei Sturm
1908

Öl auf Leinwand, auf feste Malpappe aufgezogen 32,5 x 38,7 cm M. Lieberman 08

Das Seestück ist ein ebenso wiederkehrendes Motiv im Werk Max Liebermanns wie seine Bilder aus dem Berliner Tiergarten oder von seinem Garten am Wannsee. Ab1872 verbringt der Maler den Sommer zu Studienzwecken in Holland und hält seine nahestehenden Künstlerkollegen an, es ihm gleich zu tun. Man malt an den niederländischen und deutschen Nordseeküsten wie auch an der Ostsee.
Nach der Jahrhundertwende widmet sich Liebermann bevorzugt dem mondänen Strandleben, er malt vor Ort in der Natur an der Staffelei (s. Vergleichsabbildung). Im Entstehungsjahr des vorliegenden Strandbildes, 1908, verbringt Liebermann die Monate August und September in Amsterdam; danach fährt er nach Nordwijk. "In diesem für ihn so unerhört produktiven Sommer malt er eine ganze Serie der prachtvollsten Strandbilder (1908/14-39)." (Matthias Eberle, Max Liebermann, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. II, München 1996, S. 531)
Diesem Werk "Strand in Nordwijk bei Sturm" wie auch den anderen Strandbildern ist die harmonische, beinahe dem Goldenen Schnitt folgende, Flächenaufteilung gemeinsam. Daß der diagonal in die Tiefe führende Meeressaum immer links des Betrachters liegt, mag den biographischen Umständen geschuldet sein, d.h. der Lage des Liebermann'schen Domizils Huis Ter Duin, und seinem täglichen Weg den breiten Strand entlang. Von den üblichen sommerlichen Strandvergnügungen wie Sandburgenbauen, Quallensuche, Baden und Bräunen zeugen nur noch vereinzelt stehende Strandkörbe und ein einsamer grüner Badekarren am Ende des Strandabschnitts. Schon die dunklere Kleidung der Spaziergänger entspricht dem Wetterumschwung. Sie ist den hellerdigen, sandfarbenen Farbvaleurs angenähert - intensiviert durch kräftige gelbe, blaue und türkisgrüne Akzente -, in denen Liebermann mit flottem pastosen Pinselstrich die Szenerie meisterhaft erfaßt hat. Mit Verve sind Röcke und Mäntel von Windböen verweht, gebeugt stemmen sich die Figuren dem Wetter entgegen. Durch die auslaufenden, mit weißer Gischt gekrönten Wellen trabt ein einzelner Reiter. In nuce hat Liebermann die besondere Atmosphäre eines spätsommerlichen Tags an der holländischen Nordsee auf das Wesentliche reduziert und äußerst lebendig charakterisiert.

Werkverzeichnis

1908/20 Eberle

Provenienz

Karl Steinbart, Berlin Groß-Lichterfelde (1911); Paul Cassirer, Berlin (1914, PC Nr. 2046) (?); Galerie Aktuaryus, Zürich (bis 1939); dort am 27.2.1939 erworben von Ernst Schalk-Müller, Zürich; Sammlung Emil G. Bührle, Zürich; Privatbesitz Schweiz

Literaturhinweise

Gustav Pauli, Max Liebermann. Des Meisters Gemälde in 304 Abbildungen, Klassiker der Kunst, Bd. XIX, Stuttgart-Leipzig 1911, S. 252 mit Abb. S. 194; Erich Hancke, Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, Werkkatalog S. 544 ("Strand im Sturm"); Galerie und Sammler, Monatsschrift der Galerie Aktuaryus, Jg. XIII, Zürich 1945, mit Titelabb.

Ausstellung

St. Gallen 1948 (Kunstverein), Max Liebermann, Kat. Nr. 48 [dort "auf Leinwand"]