Wilhelm Morgner - Weg mit kahlen Bäumen - image-1

Lot 207 Dα

Wilhelm Morgner - Weg mit kahlen Bäumen

Auktion 1078 - Übersicht Köln
02.12.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 55.000 € - 65.000 €
Ergebnis: 68.200 € (inkl. Aufgeld)

Wilhelm Morgner

Weg mit kahlen Bäumen
1910

Öl auf Karton 61 x 69,5 cm Gerahmt. Rückseitig vom Nachlassverwalter Georg Tappert mit Pinsel in Schwarz nummeriert, datiert, bezeichnet und monogrammiert "RNo 61 / 57 (durchgestrichen) / 1910 /Morgner. TpR" sowie unten mit rotem Farbstift bezeichnet "Sammlung August Stein". Mit Resten eines Aufklebers der Galerie Flechtheim. - Mit kleineren Retuschen sowie partiellem, altersbedingtem Craquelé.

„Jetzt, wo ich bemerkt habe, daß Farbe farbig ist, ist sie mir viel lieber als nur das Schwarz-Weiße. Ich sehe gar nicht ein, warum man alles grau und braun machen soll. Ebenso entsteht durch den Stift noch kein Strich, um zu malen, sondern um Striche zu machen. Ich will jetzt mit dem Bleistift zeichnen und mit der Farbe malen.“ (Wilhelm Morgner an Georg Tappert, 15. Mai 1911. zit. nach Friedrich W. Heckmanns, Zur Farbe in Morgners Bildern, in: Ausst. Kat. Wilhelm Morgner, Münster 1967, Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, S. 37)
Seine erklärte Absicht mit Farbe zu malen, reift bereits im Rahmen von Morgners ersten Aufenthalten in Worpswede, wo er beginnt die Stimmungen der Landschaft im tonigen Kolorit der Landschaft wiederzugeben. Ähnlich der „Bäume am Wasser“ (1909) aus dem Wilhelm-Morgner-Haus Soest steht das vorliegende Gemälde am Anfang von Morgners eindrucksvoller Auseinandersetzung mit Farbe als bildnerischem Mittel.
Über eine zunächst naturalistische Palette gelangt der Künstler innerhalb kürzester Zeit zu einer leuchtend expressiven Farbgebung. Früh beginnt er die einzelnen Farbwerte divisionistisch zu zerlegen und sie mit kurzem, pastosem Pinselstrich nebeneinander auf die Leinwand aufzutragen. Obwohl dieser Ansatz eine spezifische Vertrautheit mit den farbtheoretischen Grundlagen des Neoimpressionismus impliziert, ist Morgner nur bedingt an optischen Gesetzmäßigkeiten und der Theorie der Farbwahrnehmung interessiert und zielt vor allem auf eine Steigerung deren Eigenwerts. In seinen mitunter an Vincent van Gogh erinnernden flimmernden, soghaften Kompositionen wird die Natur so zum Ausdrucksträger eines von großer Emphase geprägten malerischen Schaffensprozesses.

Zertifikat

Wir danken Thomas Drebusch, Soest, für ergänzende Hinweise.

Provenienz

Nachlass Wilhelm Morgner; Sammlung August Stein, Hamburg; Privatbesitz Hessen; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit 2001)